rettet den index! von RALF SOTSCHECK
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Die Sonntage werden nie mehr sein wie früher. Der Observer, Britanniens beste Sonntagszeitung, hat den Index eingestellt. Jahrelang erschien diese Seite im Magazin des Blattes und erklärte Großbritannien und die Welt anhand von Statistiken. Seit drei Wochen fehlt das sonntägliche Zahlenspiel. Fällt Tom Templeton, der den Index auf Seite 12 zur Institution gemacht hatte, etwa nichts mehr ein? Das ist unvorstellbar. Seine Themen waren so weit gefächert, dass er noch Material für mindestens tausend Sonntage finden könnte.

Er behandelte seine Themen in 21 Schritten, wobei er vorgab, dass es zwischen den einzelnen Schritten eine Verbindung gab. Das war selbstverständlich geflunkert, in Wirklichkeit waren sie meist wahllos aneinander gereiht. So erfuhr man, dass nur 20 Prozent der New Yorker eingreifen, wenn das Radio des Strandnachbarn, der gerade schwimmen ist, geklaut wird. Hat der Nachbar aber zuvor darum gebeten, auf sein Radio aufzupassen, erhöht sich die Zahl auf 95 Prozent. Offenbar glauben New Yorker, dass die Leute keinen Wert auf ihre Radios legen, wenn sie es nicht ausdrücklich betonen.

Nicht uninteressant ist auch, dass 29 Prozent der Engländer nichts dabei finden, in der Öffentlichkeit zu furzen. 21 Prozent von ihnen helfen sich mit Sex aus einer Depression, während sich 41 Prozent der Schotten mit einem Haustier trösten, wenn sie schlecht drauf sind. Bisher galten eher Waliser als Tierfreunde der besonderen Art. Brechen die sich möglicherweise deshalb so oft die Hüfte? Templeton vermeldete, dass ein Stadtrat in Südwales 150 rutschfeste Pantoffeln an ältere Menschen verschenken will, um die Zahl der Hüftfrakturen zu halbieren. Ob sie sich aber von ihren Gummistiefeln trennen werden?

Apropos Waliser: 80 Prozent der Veterinäre bezeichnen die Fettleibigkeit von Haustieren als ernsthaftes Problem. Vielleicht sollten die Viecher zu rauchen anfangen. Für mich als künftigen Exraucher ist eine Statistik besonders interessant, laut der es nur drei Prozent schaffen, ohne Hilfsmittel wie Nikotinpflaster oder Kaugummis von den Kippen loszukommen. Mit diesen Hilfsmittel schaffen es aber auch nur sechs Prozent.

Und manche, wie der irische Schauspieler Colin Farrell, schaffen es gar nicht. Seit er mit 17 von der Kinderkapelle Boyzone abgelehnt wurde, nimmt er 368 Einheiten Alkohol pro Woche zu sich – das sind mehr als 52 Flaschen Wein, gut sieben Stück täglich. Dazu etwas Koks und 280 Zigaretten, also 40 Stück am Tag. Das ist beinahe moderat. Es liegt wohl daran, dass er ständig die Weinflasche an den Lippen hat.

So etwas will man doch erfahren! Templeton muss zurückkommen. Woher sonst weiß man, dass man mindestens fünfmal in der Woche masturbieren muss, um als Gewohnheitswichser zu gelten? Vielleicht hat der Meister der Statistik ja bloß Urlaub und kehrt bald mit frischen Zahlen zurück. Templeton wird doch hoffentlich nicht gestorben sein. Übrigens haben bei einer BBC-Umfrage nach den wichtigsten Dingen, die die Menschen vor ihrem Tod noch erledigen möchten, 22 Prozent geantwortet, dass sie auf den Mount Everest wollen. 28 Prozent gaben hingegen an, dass sie sich ausgiebig „Interaktion mit Tieren“ wünschen. Diese Waliser!