Pointierte Verbalattacken im Michael-Moore-Stil

Die Frankfurter Stadtabgeordnete Jutta Ditfurth unterstützt ihre Kölner Parteifreunde von der „Ökologischen Linken“ beim Kommunalwahlkampf. Bei ihrer Rede im Bürgerhaus Stollwerck lässt sie kein gutes Haar an der Bundesregierung. Das reichlich erschienene Publikum lauscht andächtig

Köln taz ■ Weder wild noch gefährlich, wie es die Wahlplakate ihrer Partei versprechen, war der Auftritt von Jutta Ditfurth am Mittwoch Abend im Kölner Bürgerhaus Stollwerck. Eher souverän und eindeutig bestimmte die prominente Journalistin und Buchautorin den politischen Standort der „Ökologischen Linken“. Die basisdemokratisch orientierte Linke war gekommen, um ihre Kölner Parteifreunde im Endspurt des Kommunalwahlkampfs zu unterstützen. Rund 180 Menschen lockte der klangvolle Name, den viele immer noch mit den Grünen in Verbindung bringen.

Dabei hat die 53-jährige Mitbegründerin der Ökopartei mit den Grünen seit 13 Jahren nichts mehr zu tun. Ditfurth, einst Sprecherin des fundamentalistischen Flügels, trat 1991 aus der Partei aus und gründete die „Ökologische Linke“, in der sie bis heute aktiv ist. Derzeit sitzt die selbst ernannte „undogmatische Linke“ im Frankfurter Stadtparlament.

Ihr Vortrag war als „Polemik gegen Verelendung, Entwertung und Vernichtung“ angekündigt. Tatsächlich präsentierte sie eine Mischung aus Fakten, Ironie und ätzender Kritik an der aktuellen Politik. Ob Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundespräsident Horst Köhler oder die Grünen – alle bekamen ihr Fett ab. Dabei nutze sie geschickt die jüngsten Ereignisse als Steilvorlagen für ihre oft harten Verbalangriffe im Michael-Moore-Stil.

So griff sie genüsslich das Kanzlerwort von der „Mitnehmermentalität“ auf. Schröder habe damit die Empfänger von Sozialleistungen kritisiert und als „Schmarotzer“ qualifiziert. Ditfurth sieht ganz andere „Mitnehmerqualitäten“. „Jährlich fließen 25 Milliarden Euro Subventionen an deutsche Firmen“, berichtete sie. Dies sei mehr als für Sozialhilfe ausgegeben werde. Bundespräsident Köhler, der jüngst mit Aussagen zu den unterschiedlichen Lebensverhältnissen für Diskussionen sorgte, ist nach Ditfurths Ansicht „sehr direkt für das Elend von Menschen verantwortlich“. Als ehemaliger IWF-Direktor habe der „feine, immer lächelnde Technokrat“ Köhler „Blut an den Händen“.

Die Grünen hätten früher erst für einen Flick-Untersuchungsausschuss gesorgt. „Jetzt haben die Grünen ihren eigenen ,Flick-Skandal‘“, feuerte Ditfurth eine weitere Breitseite. Die mit dem Erbe von Friedrich Flick, einem der größten Profiteure des Nazi-Regimes, finanzierte Ausstellung der „Friedrich-Christian-Flick-Collection“ sei nur mit Beteiligung der Grünen zustande gekommen. „Die grüne Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer hat eine offene Diskussion in der Fraktion verhindert.“

Kein gutes Haar ließ sie an der rot-grünen Reformpolitik. Mit der Senkung des Spitzensteuersatzes habe Rot-Grün zur Verarmung der Städte beigetragen. „40 Prozent der multinationalen Konzerne zahlen keine Steuern mehr“, rechnete Ditfurth vor. Stattdessen ließen sie sich als Sponsoren für Parkbänke feiern. „Reform ist unter Rot-Grün nur noch eine verlogene Kategorie für Sozialabbau.“

Wer das Geflecht aus Korruption und Opportunismus beenden wolle, folgert Ditfurth schließlich vor einem andächtig-aufmerksam lauschenden Publikum, der habe keine andere Alternative als die „Ökologische Linke“. „Wir wollen eine andere Gesellschaft“, formulierte Ditfurth das große Ziel.

Thomas Spolert