sebastian freis
: Der Chancentod

Sieben von achtzehn – das liest sich gut auf den ersten Blick. Auf den zweiten aber wirken die sieben Tore, die Sebastian Freis für den Karlsruher SC in dieser Bundesligasaison erzielt hat, eher ernüchternd. Denn der 23 Jahre alte und erfolgreichste Angreifer des KSC vergibt so viele Torchancen wie seine Kollegen. Mindestens. Würde er seine Gelegenheiten nutzen, spielte Freis längst bei Bayern München, vermutete KSC-Manager Rolf Dohmen jüngst. So aber reicht es nur zu einem Vertrag beim 1. FC Köln, wo der gebürtige Badener in der nächsten Saison spielen wird. Freis wird also höchstwahrscheinlich erstklassig bleiben. Vom KSC glaubt dies selbst beim eigenen Anhang kaum noch jemand nach dem deprimierenden 0:1 gegen Arminia Bielefeld.

Das Wort Hoffnung steht in Karlsruhe nur noch auf Plakaten. Seit siebeneinhalb Stunden hat der KSC kein eigenes Tor mehr bejubelt. Zieht man Freis’ sieben Treffer ab, hat der KSC in 24 Ligaspielen gerade mal 11 Tore zustande gebracht. Chancen hatten sie indes für 50. Aber in keinem Kader stehen mehr Mittelstürmer ohne Tor als in dem des KSC: Kennedy, Saglik, Kapllani.

Gegen Bielefeld hatte der KSC wieder einmal 65 Prozent Ballbesitz, zwei sehr gute Chancen und ein Dutzend gute Möglichkeiten. Aber mittlerweile scheinen die Spieler von Versagensängsten gequält, wenn sie nur des Gegners Tor sehen – auch Sebastian Freis, der schon in der Jugend und den Amateuren unter KSC-Trainer Edmund Becker spielte. Sein Antritt ist seine große Stärke. Oft aber fehlt dem immer engagierten Renner noch die Ruhe am Ball und zu oft auch vor dem Tor. Die einfachsten Chancen vergibt Freis meist kläglich, aus schwierigen Situationen Tore machen kann er aber wie kaum ein anderer. Zumindest im Kader des KSC. Ob er tatsächlich die Qualität hat, eine andere Bundesligaelf zu verstärken, wird die Zukunft zeigen. Für die Rolle des Retters seines KSC scheinen seine Schultern aber zu schmal. Der Abstand auf Relegationsplatz 16 (5 Punkte) wirkt bei der grassierenden Toreschießallergie beim KSC als zu groß. Das ein oder andere Törchen von Sebastian Freis wird daran vermutlich nichts ändern. TOBIAS SCHÄCHTER