Werftenfusion gerät ins Stocken

Sorge der Schiffbauer um ihre Arbeitsplätze wächst. Betriebsversammlungen bei HDW, Blohm + Voss und Nordseewerken: „Notfalls einen Flächenbrand organisieren“

Kiel lno ■ Das Konzept für die geplante Fusion der Kieler Werft HDW mit den ThyssenKrupp-Werften in Hamburg (Blohm + Voss) und Emden (Nordseewerke) stößt bei den betroffenen Belegschaften immer stärker auf Widerstand. Auf Betriebsversammlungen an allen drei Standorten lehnten Betriebsräte und Vertreter der IG Metall am Montag jegliche Vorschläge ab, die nach ihrer Ansicht zum Verlust von tausenden von Arbeitsplätzen führen werden.

Hintergrund sind Pläne bei ThyssenKrupp und dem HDW-Eigentümer One Equity Partners, an jedem Standort bestimmte Aktivitäten zu bündeln. Das aktuelle Konzept sieht vor, dass sich Blohm + Voss auf den Bau von Überwasser-Marineschiffen und Yachten konzentrieren soll. Die Nordseewerke in Emden sollen den U-Boot-Bau und den Reparatursektor verlieren und im Gegenzug einen Teil der Fertigung von Fregatten und Korvetten übernehmen. Die mehrheitlich der US-Investmentgesellschaft One Equity Partners gehörende HDW soll demnach nur noch U-Boote bauen und keine Überwasserschiffe mehr herstellen.

Die Schiffbaubelegschaften lehnten die Vorschläge ab, berichtete der HDW-Betriebsratsvorsitzende Ernst-August Kiel. „Wir wollen zwei Standbeine für jeden Standort.“ Die Konzentration auf den Bau von U-Booten werde sicherlich Begehrlichkeiten aus dem Ausland wecken. „Irgendwann werden wir dann an die Konkurrenz durchgereicht.“ Der Kieler IG-Metall-Chef Wolfgang Mädel wetterte vor mehr als 1.000 der 3.200 HDW-Beschäftigten: „Dieser Vorstand kämpft nicht für die Werft in seiner Gesamtheit.“

In Emden nahmen nach Mitteilung von Nordseewerke-Betriebsrat Fritz Niemeyer fast alle der gut 1.400 Mitarbeiter an der Betriebsversammlung teil. Bei Blohm + Voss ließen sich viele der 1.100 Werftarbeiter auf Informationsveranstaltungen über den aktuellen Planungsstand für die Fusion informieren, sagte ein Betriebsratsmitglied.

Die Betriebsräte an allen Standorten kündigten einen deutlicheren Protest an, wenn die Fusionsüberlegungen so durchgesetzt werden sollten. „Notfalls müssen wir einen Flächenbrand organisieren“, hieß es in Kiel.