darwin-jahr 2009
: Wissenschaftsrat greift zur Zensur

Das Jahr 2009 ist Darwin-Jahr. Doch nicht überall wird der Naturforscher Charles Darwin gefeiert. In der Türkei sorgte der vor 200 Jahren geborene Charles Darwin jetzt für einen Eklat. Genauer gesagt: Die Ewiggestrigen gingen auf die Barrikaden und griffen zur Zensur. Ausgerechnet auf Anordnung des staatlichen Wissenschaftsrates musste eine Fachzeitschrift in der Türkei die Veröffentlichung eines Artikels über Charles Darwin stoppen. Die Herausgeberin wurde laut Medienberichten entlassen, weil sie das Titelblatt der März-Ausgabe der vor 150 Jahren veröffentlichten Evolutionstheorie Darwins gewidmet hatte. Mehrere Dutzend Studenten und Dozenten demonstrierten vor dem Sitz des Wissenschaftsrates in Ankara gegen die Entscheidung. In dem Gremium herrschten dogmatische Ansichten, die im Widerspruch zur Wissenschaft stünden, erklärte eine Gruppe Akademiker von der Technischen Universität Ankara. Die Herausgeberin des Fachmagazins, Cigdem Atakuman, bestätigte Berichte, wonach der Druck gestoppt und der Artikel entfernt wurde. Zeitungen druckten eine Kopie des Originals und der neuen Ausgabe ohne den Darwin-Artikel ab. Thema des neuen Titelblattes war der Klimawandel. Der Wissenschaftsrat hat sich zu dem Zwischenfall bislang nicht geäußert. Säkularisten befürchten, die türkische Regierung wolle den Stellenwert der Religion stärken und die Theorie des Kreationismus unterstützen. Der Kreationismus lehnt die Evolutionstheorie ab und geht davon aus, dass alle Arten von Gott geschaffen wurden. AP, TAZ