GLÜCKWUNSCH: UNI HAMBURG VERSAGT PUTIN DIE EHRENDOKTORWÜRDE
: Gute entscheidung, peinliche begründung

Aus der verleihung der ehrendoktorwürde an Russlands präsident und lenkenden demokraten Wladimir Putin im kommenden monat wird wohl nichts. Zu dieser – vorläufigen – entscheidung kann man die Universität Hamburg nur beglückwünschen. Wirklich peinlich hingegen mutet die begründung an: die notwendigen vorbereitungen seien bis mitte september leider nicht zu leisten.

Diese art von verbalakrobatik ist hinlänglich bekannt. Auch in Russland werden in ungnade gefallene amtsträger „aus gesundheitlichen gründen“ zurückgetreten. Warum sollte nicht auch massiver termindruck pläne zur verleihung akademischer weihen zunichte machen?

Der wahre grund für den hamburger rückzieher dürfte jedoch eher der wachsende protest von mittlerweile 67 professoren gegen die geplante ehrung sein, der sich jetzt auch studenten anschließen. Das ist die eigentlich gute nachricht inmitten dieses unsäglichen gezerres: dass endlich einmal jemand kritik an der politik Putins öffentlich artikuliert und nicht aus gründen politischer opportunität schweigt. Darauf sind bislang noch die politiker abonniert, die die täglichen schweren menschenrechtsverletzungen im kriegsgebiet Tschetschenien, die gleichschaltung der russischen presse und den feldzug gegen die exponenten der russischen zivilgesellschaft lieber unter den roten teppich kehren.

Was auch immer das motiv für die absurde idee war, dem herausragenden wirtschaftswissenschaftler Putin einen ehrendoktorhut aufzusetzen: die hamburger universität wäre gut beraten, diese unsinnige aktion jetzt ein für alle mal abzublasen und nach anderen möglichkeiten zu suchen, um sich ins gespräch zu bringen. Putin selbst wird mit dem problem auf seine art verfahren. Schon verlautet aus dem Kreml, der präsident würde die ehrung sowieso nicht annehmen. Doch vielleicht springt noch eine andere universität in die bresche, die sich mit Putins namen schmücken möchte. In frage käme der fachbereich sozialwissenschaften, unterabteilung minderheitenschutz.

BARBARA OERTEL