Schaeffler will Macht abgeben

Um Staatshilfe zu bekommen, bietet die Familie an, 75 Prozent der Anteile zu verkaufen

HANNOVER rtr/dpa ■ Die Eigentümerfamilie des angeschlagenen Wälzlagerherstellers Schaeffler will zur Rettung des Konzerns bis zu knapp drei Viertel ihrer Anteile verkaufen.

„Die Familie Schaeffler ist bereit, einen wesentlichen Anteil abzugeben, will aber ein stabiler Ankerinvestor bleiben“, sagte ein Firmensprecher am Dienstag. Gelingt es Schaeffler nicht, sich in den Verhandlungen mit den Banken darauf zu einigen, wäre sogar ein noch niedrigerer Anteil möglich. „Es gibt keine Mindest- oder Höchstgrenze“, sagte der Sprecher mit Blick auf die künftige Beteiligungshöhe.

Dass das Debakel um den 10 Milliarden Euro teuren Einstieg beim deutlich größeren Autozulieferer Continental Geschäftsführer Jürgen Geißinger den Job kosten könnte, dementierte Schaeffler. „Es gibt keinen Anlass, sich solchen Gerüchten hinzugeben“, sagte der Sprecher. Er bekräftigte, Schaeffler werde das von der Politik für die Gewährung von Staatshilfen verlangte Rettungskonzept in Kürze vorlegen. Einen festen Zeitplan dafür gebe es aber nicht.

Anleger reagierten verunsichert. Die Conti-Aktie verlor in der Spitze bis zu 20 Prozent und lag am Nachmittag mit einem Minus von 14 Prozent bei rund 11 Euro. Schaeffler hatte im vergangenen Sommer 75 Euro pro Conti-Anteilsschein bezahlt.

Von Unionsseite erhielt Schaeffler erneut positive Signale zu einem möglichen Einspringen des Staates. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte: „Wenn tausende Arbeitsplätze in Gefahr sind und ein tragfähiges Konzept vorliegt, kann der Staat helfen. Aber er soll nicht direkt als Unternehmer tätig sein.“

Am Montag hatte Schaeffler seinen Arbeitnehmern umfassende Mitbestimmungsrechte eingeräumt. Beobachter werteten dies als Versuch, bei der teilweise kritisch eingestellten SPD gute Stimmung pro Staatshilfen zu machen.