berliner szenen Drogenfilz bei Melt

Der toxische See

Am Wochenende fand auf dem anhaltischen Industriegarten-Gelände Ferropolis das schöne Melt-Festival statt – und diesmal waren nicht nur die Besucher auf einer Mission, sondern in ganz besonderem Maße auch die Einlasser. Sie wollten Drogen finden! Und was sie dafür alles anstellten: Sie krempelten die hochgekrempelte Hosen der Festivalbesucher wieder runter und inspizierten den Hosensaum. Sie filzten Geldbeutel, sodass man mit ihrer Hilfe lang vermisste Abholscheine und Telefonnummern wiederfinden konnte. Und sie schauten nicht nur einfach in die Tabakbeutel, sie wollten sie auch riechen. Jeder noch so marginale Erfolg spornte sie zu neuen Höchstleistungen an.

Doch auch die Besucher wurden im Laufe des Wochenendes einfallsreicher. Mit himmelwärts gestrecktem Daumen signalisierten sie den wartenden Freunden den gelungenen Coup und feixten Richtung Versteck. Wurde harmloses Schmuggelgut – eine Bierdose etwa – gefunden, verwandelten sich die nasalen Zuckungen der Kontrolleure zur verächtlichen Geste: Don’t steal my time! Ein Fünkchen Respekt schimmerte hingegen durch, wenn das Versteck kreativ war. Leider nicht einfallsreich genug! So zurrten die Einlasser nach erfolgreicher Suche ihre Pokergesichter zurecht, und das Fundstück wanderte in eine gut bewachte Mülltonne.

Was wohl aus dieser Mülltonne geworden ist? Vielleicht ist sie ja für die nächste Dorfsause reserviert oder im angrenzenden See gelandet – einem See, von dem es hieß, man solle sich von ihm fernhalten. Angeblich sei er lebensgefährlich. Vielleicht ist er jetzt noch toxischer geworden. So toxisch, dass es allen Nazis in Sachsen-Anhalt das Hirn umgedrehen würde, wenn sie darin baden gingen. STEPHANIE GRIMM