Quietschenten mit üblen Zutaten

„Öko-Test“: Gummitiere enthalten überwiegend gesundheitsschädliche Weichmacher

MAINZ taz ■ „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein“, und dann nichts wie rein ins Plantschbecken. Aber Vorsicht! In der im wahrsten Sinn des Wortes pisswarmen Brühe wimmelt es nämlich oft von Bakterien. Doch damit noch nicht genug: Wenn die Kleine auch noch Schwimmflügel anhat und mit der Quietschente spielt, wird es ganz gefährlich. All die nützlichen und auch hübschen – aufblasbaren – Sachen aus Plastik können chemische Substanzen enthalten, die das Kind krank machen.

Um vor diesen Gesundheitsrisiken zu warnen, plantschten gestern die Chemieexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Patricia Cameron, und die für Verbraucherschutz zuständige grüne Europaabgeordnete, Hiltrud Breyer, mit allen ihren giftigen Entchen in Mainz um die Wette. Auch Bernhard Braun, der umweltpolitische Sprecher der Landtagsgrünen, war gekommen: nach unbestätigten Augenzeugenberichten mit einem – schadstoffärmeren – alten Autoreifenschlauch um die schmalen Hüften.

Das Gefährliche an den Plastiksachen seien die Weichmacher (Phtalate), so Patricia Cameron. Die tummelten sich in einer Größenordnung von bis zu 80 Prozent in den Häuten von Gummitieren oder Schwimmhilfen. Das jedenfalls hat die Zeitschrift Öko-Test herausgefunden.

In einem Test seien fünfzehn von siebzehn Schwimmhilfen aufgrund ihrer hohen Belastungen mit den Krebs erregenden und fortpflanzungsschädigenden Weichmachern mit „ungenügend“ bewertet worden. Die Weichmacher, die durch Abrieb ins Plantschwasser gelangten, hätten nichts in Kinderspielzeug zu suchen, sagt Bernhard Braun.

Breyer und Braun forderten die rot-grüne Bundesregierung auf, die angestrebte Reform des europäischen Chemikalienrechts mit strengen Zulassungsbestimmungen „verstärkt“ zu unterstützen. Die „Drohgebärden“ der chemischen Industrie in Deutschland könne man dabei ignorieren. Für die grüne Europaabgeordnete Breyer gilt: „Der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher und der Umwelt vor gefährlichen Substanzen muss an oberster Stelle stehen.“

Nur eine giftfreie Produktlandschaft garantiere schließlich auch ungetrübte Badefreuden. Der Rückgriff auf die Verwendung schadstofffreier Ersatzsubstanzen sei zudem eine „Investition in die Zukunft“.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT