baldin zum sammeln
: Eine wirklich ganz prima Bilanz

Alles bestens in den deutsch-russischen Kulturbegegnungen, lassen die Ober-KulturfunktionärInnen beider Staaten über die deutsche Presseagentur ausrichten. Nach ihrem Besuch beim russischen Kulturminister Michail Schwydkoi in Sankt Petersburg diktierte die deutsche Staatsministerin Christina Weiss in die Journalistenblöcke, das Resümee des ersten Halbjahres falle „ganz prima“ aus. Recht hat sie: russisch-deutsche Ausstellungen noch und nöcher, in Frankfurt, Hannover, Moskau und Petersburg. Problematisch war der Kulturaustausch nur da, wo es nicht zur Begegnung kam. Wie in Bremen: Da versäumte die russische Seite am 29. März ein Rendezvous. Vereinbart war für diesen Termin die Rückkehr der so genannten Baldin-Sammlung in die hiesige Kunsthalle. Aus deren Beständen setzt sich das Konvolut von unschätzbaren 362 Grafiken und 2 Gemälden zusammen. Sie erinnern sich: 1945 hatte es der unvergessene Offizier in einem Brandenburger Herrenhaus herrenlos entdeckt. Dort hatte die Kunsthalle es in konservatorischer Absicht eingelagert. Ebenfalls in konservatorischer Absicht nahm Baldin es mit nach Hause. Am für die Rückkehr nach Bremen vorgesehenen Tag eröffnete stattdessen eine Ausstellung in Moskau: Sie zeigte – die Baldin Sammlung. Wieder eine gelungene deutsch-russische Kulturbegegnung mehr. Genau wie das Treffen von Weiss und Schwydkoi selbst. Im Rahmen ihres Besuchs habe die Kulturstaatsministerin nämlich, so die Agentur, den mit Bundesmitteln restaurierten Gottorfer Globus – wie einst der Dänenkönig Friedrich IV. Peter dem Großen – übergeben. Und über die Rückkehr der Baldin-Sammlung sei gesprochen worden. Auch Schwydkoi, heißt es dazu seitens der Pressestelle der Kulturstaatsministerin, würde knapp 60 Jahre nach Kriegsende gerne „einen Schlussstrich ziehen unter die Frage der Rückführung“. Ein in Russland allerdings unpopuläres Vorhaben, sodass es die Frage aufwirft, ob nicht zuvor die Duma-Wahl einen Schlussstrich unter Schwydkois politische Karriere zieht. Druck jedenfalls schließt Weiss im Rückgabe-Poker aus. Das probate Mittel sei es, sich in Geduld zu üben und „die Zahl der Veranstaltungen“ zu „forcieren“. Dann ist auch Ende des Jahres eine wirklich ganz prima Bilanz garantiert. bes