Die Schuhe sind weg

Der Schuhwerfer von Bagdad wurde nicht gefoltert, so sein Anwalt. Ermittlungsrichter ließ Schuhe vernichten

BAGDAD dpa/afp ■ Der Schuhwerfer von Bagdad soll in der Haft nicht gefoltert worden sein. Ein Angehöriger seines Verteidigerteams sagte der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak, er habe mit dem inhaftierten Journalisten Muntadar al-Saidi gestern telefoniert. Dieser sei bei guter Gesundheit.

Dem irakischen Fernsehjournalisten drohen sieben bis zehn Jahre Haft, weil er am vergangenen Sonntag während einer Pressekonferenz seine Schuhe nach US-Präsident Bush geworfen hatte. Dazu hatte er gerufen: „Das ist der Abschiedskuss für dich, du Hund.“ Seine Familie hatte nach der brutalen Festnahme, die im TV live zu sehen gewesen war, die Befürchtung geäußert, er könne in der Haft misshandelt werden.

Das Schuhpaar sei bei den anschließenden Ermittlungen auf Sprengstoff untersucht und dann vernichtet worden, so der zuständige Richter gestern. Die übrige Bekleidung und das Handy Saidis hätten die irakischen und US-Experten nach der Überprüfung zurückgeschickt, nicht aber die Schuhe. Die Ermittlungen würden durch das Fehlen der wichtigsten Beweisstücke nicht behindert, betonte der Richter. Saidi habe ja gestanden, und es gebe Fernsehbilder vom Schuhwurf.

Saidis Anwalt Dhija al-Saadi kritisierte die Zerstörung der Schuhe. Diese hätten einen großen Wert und seien für die Iraker zum Widerstandssymbol geworden: „Diese Schuhe waren heilig“, sagte der Jurist.

Zum Zeichen der Solidarität mit ihrem irakischen Kollegen zogen unterdessen rund 50 palästinensische Journalisten bei einer Versammlung vor der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland ihre Schuhe aus und forderten die Freilassung Saidis.