Stadionlöwe hinter Gittern

Bestechungsskandal um neue Fußballarena in München. Präsident des Bundesligaclubs 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser, verhaftet. Auch sein Sohn und zwei weitere Beschuldigte in Haft

MÜNCHEN afp/dpa/taz ■ Die Vorbereitungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland werden von einem Bestechungsskandal belastet. Bei der Vergabe des Baus der Münchner Allianz Arena soll Schmiergeld geflossen sein, wie das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft München am Dienstag mitteilten. Der Präsident und der Geschäftsführer des TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser senior und junior, sollen 2,8 Millionen Euro Schmiergeld kassiert haben. Beide wurden verhaftet. Sie stehen laut Staatsanwaltschaft im Verdacht der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Wegen Verdunklungsgefahr sei gegen beide Haftbefehl ergangen. Ihre Wohnungen und die 1860-Vereinsräume wurden durchsucht. Auch beim FC Bayern suchten die Ermittler nach Beweismaterial.

Insgesamt wurden mehr als 30 Gebäude in München, Österreich und der Schweiz durchsucht, darunter auch die Räume des österreichischen Generalunternehmers Alpine, der die Allianz Arena baut. Außer Wildmoser senior und junior wurden noch ein Mitarbeiter der Dresdner Immobilienfirma der Wildmosers und ein früherer Schulfreund von Wildmoser junior verhaftet. Durch einen Tipp der Steuerfahndung im Rahmen einer Umsatzsteuerprüfung bei ebendiesem Schulfreund sei der Bestechungsfall aufgeflogen. Laut Staatsanwaltschaft soll der Vereinschef der Baufirma die geheime Information aus dem Ausschreibungsverfahren gegeben haben, dass die Auftraggeber eine Maximalsumme von 280 Millionen Euro akzeptieren würden. Alpine habe ein entsprechendes Angebot eingereicht und den Zuschlag erhalten. Ein Prozent der Auftragssumme sei in der Folge an die Wildmosers geflossen. Das Geld sei über einen Strohmann gezahlt worden. Im Gegenzug hätten beide die Firma Alpine beim Bauauftrag für die Allianz Arena bevorzugt, berichtete Staatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude sagte, er sei „entsetzt und erschüttert“, dass Wildmoser „aus finanziellen Interessen heraus“ das Ansehen des Fußballs, des Stadionprojekts und der Stadt so beschädige. Schon Ende 2003 habe er von den finanziellen Ungereimtheiten gehört. „Das ist alles nur sehr schwer zu verkraften.“ Die Allianz Arena im Münchner Norden soll bis 2005 fertig gestellt werden; 2006 soll dort das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden.

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