Ärzte kritisieren USA

IPPNW lehnt Plan der USA ab, Hilfsorganisationen im Irak von einer Zentrale in Kuwait aus zu kontrollieren

BERLIN taz ■ Die Vereinigung internationaler Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) kritisierte gestern in Berlin die Pläne des US-Verteidigungsministeriums, die Einsätze unabhängiger Hilfsorganisationen zu koordinieren. Sprecherin Ute Watermann wandte sich gegen die angekündigte Registrierung aller Hilfsorganisationen im Zentrum für humanitäre Hilfe (HOC) in Kuwait-Stadt. Diese gefährde die Neutralität der Helfer und hebe die notwendige Trennung zwischen humanitärer Hilfe und militärischer Aktion auf, sagte Watermann. Deswegen lehne IPPNW dieses Verfahren ab. IPPNW werde sich nach Kriegsende direkt an die Krankenhäuser wenden.

Der ehemalige UN-Koordinator für humanitäre Fragen, Denis Halliday, machte die USA und Großbritannien für die schlechte Situation der irakischen Bevölkerung verantwortlich. Ähnlich äußerte sich IPPNW-Mitglied Ulrich Gottstein. Die derzeitige Situation im Irak habe sich im Vergleich zu 1991 verschlimmert. „In Bagdad müssen Ärzte ohne Narkose operieren. Verbandmaterial und Infusionen fehlen“, so Gottstein. Die ärztliche Versorgung sei inzwischen teilweise zusammengebrochen.

Sprecherin Ute Watermann bekräftigte die IPPNW-Schätzung, wonach allein für die Zeit einer dreimonatigen Bombardierung des Irak mit 250.000 Toten und 500.000 Verletzten zu rechnen sei. Außerdem prognostiziert die Hilfsorganisation drei Millionen Flüchtlinge, davon 1,4 Millionen Binnenflüchtlinge und „ein Massensterben unter Kindern“. Die Studie geht davon aus, dass gezielt Wasser- und Elektrizitätswerke zerstört würden. Das ist allerdings bisher nicht der Fall. Aktuelle Opferzahlen liegen IPPNW allerdings nicht vor. PAMO ROTH