Bauchschmerzen im Wettbewerb

Die Apotheker in Nordrhein-Westfalen haben ein Problem. Hinter der holländischen Grenze sitzt die Konkurrenz der Arzneimittelversender und die müssen vom Patienten keine Zuzahlungen nehmen

NRW taz ■ Stefan Derix hat ein Problem. Die Regierung hat sein Rechtsverständnis erschüttert. Denn der Sprecher der Apothekerkammer Nordrhein sieht seine Klientel einem ungleichen Wettbewerb ausgesetzt. „Durch die Arzneimittelversender hinter der Grenze gibt es Verzerrungen in der Wettbewerbsgleichheit“, sagt Derix.

Hinter der Grenze sitzen die, gegen die sich der Verband mit Sitz in Düsseldorf mit allen Argumenten wehrt: Der Internet-Arzneimittelversender Doc Morris und die Europa-Apotheke Venlo. Denn die Versender müssen nach Angaben von Derix die Zuzahlungen, die in Deutschland für die gesetzlichen Krankenkassen erhoben weden müssen, nicht zahlen. „Da geht mir die Hutschnur hoch“, sagt Derix, der sich und seine Zunft in einen Wettbewerb gedrängt fühlt, den er nicht in Ordnung findet. In einem nationalstaatlichen Markt wie das Gesundheitswesen gehöre sich soetwas nicht, empört sich der Apothekervertreter.

Den Preiskampf hat Doc Morris seit 2001 ausgerufen, seit den gesetzlichen Veränderungen Anfang dieses Jahres gibt es erneut vermehrt Interesse an der Zusendung von Medikamenten. Der Stachel im Fleisch der Apothekerverbände sitzt in Herzogenrath, auf der anderen Seite vom holländischen Kerkrade. „Dort haben wir ein Postfach“, erläutert Karin Cofalka, Sprecherin von Doc Morris. Denn so ließen sich die Postlaufzeiten erheblich verkürzen. Einmal am Tag hole jemand mehrere Postkisten mit Rezepten ab. „Wir hatten schon Kunden, die unsere Apotheke in Herzogenrath gesucht haben“, sagt Cofalka. Aber eine Apotheke in Deutschland dürfe das Unternehmen nicht gründen, da das Unternehmen mit Venture Capital fremder Einleger gegründet worden sei, sagt Cofalka.

Das deutsche Recht verbietet es, dass Apotheken mit fremden Geldern gegründet werden um Ketten und den Einfluß von Arzneimittelherstellern zu unterbinden. Mittlerweile dürfen Apotheker aber zusätzlich drei Filialen betreiben und ihre Arzneien auch versenden. Damit hat auch Derix kein Problem. Schließlich würden die Versandkosten die Marge, die entstehe wenn große Mengen bestellt würden, fast egalisieren. zudem gebe es noch einen anderen Vorteil der niedergelassenen Apotheker: „All business is local“, sagt Derix und meint, auf die soziale Komponente lasse sich nicht verzichten.

Für Menschen, die auf die soziale Bindung verzichten können und den Holländern trauen, winken Sparmargen von drei Prozent. So gewährt die Europa Apotheke Venlo ihren Bestellern mindestens 2,50 bis maximal 15 Euro Rabatt, die einem Konto gutgeschrieben werden.

Um Rabatte bemühen sich die Apotheker, die Filialen gründen oder übernehmen, um bei Einkäufen bessere Konditionen zu erzielen. Im Kammerbezirk gebe es knapp über zehn Fälle, wo Apotheker Filialen gegründet hätten, sagt Derix. Doc Morris überlegt wieder, ob es sich lohnt, den Sprung über die Grenze und einen Rechtsstreit zu wagen. Mit der neuen Rechtslage prüfe das Unternehmen seine Möglichkeiten, sagt Cofalka. „Schließlich sitzen über 75 Prozent unserer Kunden in Deutschland.“ ELMAR KOK