loriot im museum
: Das Alterswerk

Da wird Loriot nun am 12. November starke 85 Jahre alt, altersmüde ist er nicht: In der Ausstellung „Loriot. Die Hommage“ in der Deutschen Kinemathek gibt es tatsächlich aktuelle, bisher unveröffentlichte Arbeiten von ihm zu sehen. Jedoch keine Sketche, Cartoons oder sonstiges Lustiges, für das der Humorist so bekannt und beliebt geworden ist – sondern künstlerische Buntstiftzeichnungen.

Nachtschattengewächse nennt Berhard Victor Christoph von Bülow alias Loriot passenderweise diese seit 2006 enstandene Serie. Auf den Zeichnungen tragen die Menschen zwar ab und an noch die typische Knollnase. Sonst aber bieten sie Neuland, surrealistische Motive, stilisierte Proportionen, sogar die Art der Unterschrift erinnert an Picasso, vor dem sich Loriot damit offensichtlich verbeugt.

Hauptsächlich aber beschäftigt sich die Hommage auf drei Stockwerken mit Loriots bekanntem Werk. Und das heißt für den Besucher dann doch: lachen. Auf unzähligen Monitoren laufen Loriot-Filme, es hängen viele Cartoons, Skizzen und Drehbücher aus, auch aus ganz frühen Tagen seines Schaffens. Seine Werke voller alltäglicher Pannen, misslungener Kommunikation und absurder Hörigkeit funktionieren auch heute noch bestens. Eine alte Skizze zeigt eine Kaffeefahrt-Gruppe in einem tristen Raum. Draußen regnet es, und ein „Reiseleiter“ diktiert der Gruppe ihre Postkartentexte: „… und es sind die glücklichsten Tage meines Lebens – Punkt – Unterschrift – Marke drauf.“ Seine bissige Satire auf die deutsche Gesellschaft scheint zeitlos.

Ansonsten gibt es Original-Requisiten von den Sets der bekanntesten Sketche wie des „Lottogewinners“ zu sehen, auf einem runden Podest dreht sich die TV-bekannte Polstercouch. Zum Heimdirigenten-Sketch – Loriot fuchtelt darin mit einem Stock vor einem Plattenspieler – kann man mit einem danebenliegenden Dirigierstock mitmachen. Ein etwas unbeholfenes Gimmick, die Ausstellung lebt hauptsächlich von Loriots Humor. Davon gibt es mit insgesamt 73 Stunden Filmmaterial genug.

„Wenn dem Zuschauer die Welt nach dem Ausstellungsbesuch etwas schräger und komischer vorkommt, hat unsere Hommage schon funktioniert“, sagen die Ausstellungsmacher. Die Gespräche im Aufzug runter zum Ausgang sind entsprechend. MORITZ DRUNG

„Loriot. Die Hommage“, bis 29. März. Museum für Film und Fernsehen, Sony-Center am Potsdamer Platz. Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.