Anders als das Fernsehen
: Weyher Friedensinitiative zurück aus Bagdad

Iraker wollen nicht befreit werden

Seit Dienstag sind sie wieder zurück aus Bagdad. Mitgebracht hat die „Weyher Initiative für den Frieden“ ein ganz anderes Bild aus dem Irak, als das, das „wir aus dem Fernsehen kennen“.

Vom 28. Januar bis zum vierten Februar besuchten die 32 Teilnehmer Krankenhäuser, Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen. „Wir haben das Ausmaß des unmenschlichen Embargos gesehen, das die Schwächsten in dem Lande trifft“, sagt der Weyher Sabry Ibrahim. Große Teile der von der Initiative gesammelten Medikamente durften aufgrund des Embargos nicht ins Land gebracht werden. „Alles was militärisch nutzbar ist, darf nicht eingeführt werden“. Besonders in den Krankenhäusern mache sich das bemerkbar. Technisches Gerät für medizinische Diagnosen sei nicht vorhanden, und auch Brutkästen für die Frühgeburten gäbe es nicht, zu wenig Personal steht zur Verfügung. „Menschlich kann man das kaum länger als eine halbe Stunde aushalten“, beschreibt Ibrahim seine Eindrücke. Viele Patienten müssen an Krankheiten oder Verletzungen sterben, die mit der richtigen Ausrüstung zu heilen wären.

„Wir sind hier in Deutschland unzureichend über die Lage im Irak informiert“, meint der Sprecher der Initiative, deshalb will die Gruppe in Vorträgen und Austellungen ihre Eindrücke vermitteln. „Wir sind immer wieder darum gebeten worden zu erzählen, wie es wirklich ist.“ Das Filmmaterial eines Kamerateams, von dem sie begleitet wurden, soll wenn möglich im Fernsehen ausgestrahlt werden.

Von einem drohenden Krieg merke man in Bagdad kaum etwas. „Hier wird vom Frieden geredet, nicht vom Krieg wie bei uns“. Auf den Straßen gebe es keine Soldaten, nur die vielen Journalisten in den Hotels deuteten auf die politische Situation hin. Der Irak versuche alles, um den Krieg zu verhindern. Auch die Bevölkerung befürworte nicht die Befreiung von ihrem Diktator. „Die lachen sich tot darüber, dass Bush sie befreien will“, schätzt Sabry Ibrahim die Lage ein. „Die glauben, dass es den Amerikanern nur um ihr Öl geht.“

Auf ihrer Reise haben sich die Weyher auch mit Geschichte und Kultur des Landes beschäftigt. Die Gedankstätte des Al-Amareya Bunkers und die älteste Universität der Welt standen auf dem Programm. „Man merkt, dass die Iraker eine 3000 Jahre alte Kultur haben. Irak ist nicht gleich Saddam Hussein, sondern ein Land mit einer eigenen Kultur.“ Laura Ewert