sebastian burger, extremradfahrer
: Der Prinzipienradler

Sebastian Burger ist ein prinzipientreuer Mensch. Der 29-jährige isst kein Fleisch, obwohl es ihm schmeckt, er ernährt sich biologisch, nutzt ein Handy mit reduzierter Strahlung und verreist mit dem Fahrrad. Als Jugendlicher weigerte er sich jahrelang, einen Toaster zu benutzen, „um nicht unnötig Energie zu verprassen“. Sich selbst bezeichnet der überzeugte Grünen-Wähler als „unglaublich dogmatisch“.

Mitte Juli wird Burger für einen guten Zweck von seinen Grundsätzen abweichen. In Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, will er die Auswirkungen dokumentieren, die der Bauboom auf das Ökosystem in dem erdölreichen Land hat. Und obwohl Baku von Bremen gerade mal gut 3.300 Kilometer entfernt ist, fährt Burger der Bequemlichkeit halber mit Bus und Bahn.

Normalerweise reist Burger mit dem Fahrrad. Was ihn dabei von den meisten anderen Radfahrern unterscheidet, sind die zurückgelegten Entfernungen: von Südnorwegen über das Nordkap und Finnland nach Hamburg, aus dem Allgäu nach Marokko und einmal rund um die Iberische Halbinsel oder von Frankfurt nach Peking.

Burger motiviert ein „romantisches Ideal“, wie er sagt, das „auf der Suche sein, mehr über sich selbst und über die Menschen erfahren“. Ein wenig wirkt er wie eine Mischung aus Jack Kerouac ohne Drogen und Forrest Gump mit Fahrrad.

Als Gymnasiast im Allgäu wollte der zurückhaltende Mann sich in der Schülervertretung engagieren. Er kandidierte mehrfach für das Amt des Klassensprechers. Immer vergeblich. Dass er 2004 an der Hochschule für Künste in Bremen zum Asta-Vorsitzenden gewählt wurde empfindet er heute als „eine späte Genugtuung“. Zwar hat der Fotografiestudent einen Hang zur Weltverbesserei, er kommt aber ohne missionarischen Eifer aus.

Vor zwei Jahren fuhr er in zehn Monaten von Bremen nach Singapur. Begleitet wurde er von 21 Männern und Frauen – ausnahmslos Sehbehinderten. Alles ging gut, nur der damalige Bremer Bürgermeister Henning Scherff hatte Orientierungsschwierigkeiten: Bei der Verabschiedung stand Scherff an der falschen Brücke. TIEMO RINK

Fotohinweis:SEBASTIAN BURGER, 29, radelte vor zwei Jahren zusammen mit 21 Sehbehinderten nach Singapur. FOTO: TIEMO RINK