Das Ende einer Affäre

Zu laut, zu präsent: Die Generalsekretärin der Rektorenkonferenz, Christiane Gaehtgens, tritt zurück. Bei der Uni-Lobby kriselt es nicht nur in der Führung

BERLIN taz ■ Sie folgt ihrem Mann: Christiane Gaehtgens gibt ihr Amt als Generalsekretärin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) überraschend auf. Das bestätigte die HRK-Sprecherin Susanne Schilden auf Anfrage der taz: „Es ist richtig, dass sie ab sofort nicht mehr bei uns tätig sein wird.“ Zu den Gründen will sich die Konferenz nicht äußern. Sie vertritt über 250 staatliche und staatlich anerkannte Unis.

Insider schütteln verständnislos den Kopf: „In einem der spannendsten Momente der Hochschulpolitik ist die HRK seit drei Jahren damit beschäftigt, ihre Führungskrise zu bewältigen“, heißt es. Intern stand Gaehtgens schon seit langem unter Druck – zunächst wegen ihrer Beziehung zum ehemaligen Präsidenten der HRK, Peter Gaehtgens. Der zog die Konsequenzen, schmiss 2005 das Handtuch und heiratete die Generalsekretärin.

Christiane Gaehtgens blieb präsent, für viele Mitglieder des Präsidiums zu sehr, wie Kenner der HRK einschätzen. „Sie hat ihre Rolle als Generalsekretärin sehr offensiv interpretiert“, sagt einer. Als solche war sie für die inneren Angelegenheiten der HRK zuständig, doch die Rolle der Hausfrau lag ihr nicht. Statt im Amtssitz in Bonn, habe sie häufiger auf Podien gesessen, bemängeln Kritiker. Dies habe zu Reibereien zwischen ihr und der amtierenden Präsidentin Margret Wintermantel geführt, die sich selbst für die Außendarstellung der HRK zuständig sah.

Doch ist die „Stimme der Hochschulen“, wie sich die HRK selbst nennt, in den letzten Jahren ins Flüstern verfallen. Noch 2003 riefen die vereinigten Rektoren laut nach sozialverträglichen Studiengebühren. Gebühren gibt es, das versprochene Stipendiennetz fehlt. „Wenn die HRK Mut hat, dann müsste sie jetzt sagen, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen und ihren Beschluss zurücknehmen“, meint Andreas Keller, Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Doch die HRK schweigt.

Auch beim Hochschulpakt II, der Studienplatz-Offensive von Bund und Ländern, hält sich die HRK mit Forderungen zurück. „Sie fällt als Akteur aus“, urteilt ein Kenner der Hochschulszene.

Zu sehr konzentriere sich die Konferenz stattdessen auf die Forderung der Rektoren nach unternehmerischen Unis mit starker Führung, meint Keller. „Sie ist deshalb in den Unis nicht mehr richtig akzeptiert.“ Klaus Landfried, Ex-Chef der HRK, mahnt: „Ich erwarte auch klare Aussagen etwa zur Weiterbildung. Das Thema verschlafen die Unis.“ Es gebe weitere Themen, zu denen sich die HRK äußern könne. „Man muss nur den Mut dazu haben.“ ANNA LEHMANN