Kein Platz für Parade

Für die Alternativparade zum CSD kommt nur der Heinrichplatz infrage. Doch eine Baustelle ist im Weg

Ende Juni zieht wieder die Parade zum Christopher Street Day durch Berlin. Während für diesen Umzug zahlreiche Straßen gesperrt werden, plagt sich die kleine Schwester des CSD, der Transgeniale CSD, mit einer Baustelle am Heinrichplatz. Dort sollte wie immer die Schlusskundgebung stattfinden. Doch die Polizei spricht sich dagegen aus: „Die Baustelle ist eine Gefahr für die Sicherheit der Demonstranten“, sagt ein Sprecher und empfiehlt stattdessen den Spreewaldplatz.

Das missfällt dem Kreuzberger Bürgermeister Franz Schulz (Die Grünen): „Es hat wirklich Tradition mit dem Ort und dem Transgenialen CSD“, sagt er. Vor allem nach dem Überfall auf die Drag Kings am Wochenende sei eine Kundgebung am Heinrichplatz angebracht, findet Schulz. Am Sonntag wurden vor dem benachbarten SO 36 mehrere Drag-Künstlerinnen von Unbekannten zusammengeschlagen.

Die Nähe zum SO 36 hat – neben dem symbolischen – auch logistischen Wert, weil die Demoveranstalter ihre Technik aus dem Club beziehen. Seit mittlerweile elf Jahren veranstalten sie den Transgenialen CSD als Alternative zur großen Parade. Die ist vielen linken Aktivisten zu karnevalesk und unpolitisch. Also ziehen sie alle Jahre wieder zum Heinrichplatz, dem schwul-lesbischen Zentrum Kreuzbergs, und beackern Themen wie Gentrifizierung und Hartz IV.

Eine Lösung des Konflikts erhofft sich Schulz von einem Gespräch mit Vattenfall, das im Laufe dieser Woche stattfinden soll. Dem Stromanbieter gehört die Baustelle am Heinrichplatz. „Wenn Vattenfall sie zusätzlich sichert, könnte die Kundgebung stattfinden“, so Schulz. Ein Angebot der Demoveranstalter, die Sicherung zu übernehmen, lehnt die Polizei ab.

J. ITZEK UND S. SCHMIDT