DAS SÜDLICHE AFRIKA SCHWEIGT: GIPFELTREFF ZU SIMBABWE ERGEBNISLOS
: Mugabe wird nicht unter Druck gesetzt

Mit nur einem Satz hätten die Regierungschefs aus dem südlichen Afrika am Wochenende den Menschen im gebeutelten Simbabwe gerecht werden können: bye-bye, Bob! Doch stattdessen haben die Amtskollegen von Robert „Bob“ Mugabe, allen voran Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, wieder einmal die Augen und Münder vor der Realität verschlossen. Was nach Jahren ergebnisloser „stiller Diplomatie“ ein Befreiungsschlag für die in ihrem eigenen Lügennetz gefangene südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft hätte werden können, endete als vertane Chance.

Sicherlich, der 84-jährige simbabwische Präsident hat eine Latte von Verdiensten vorzuweisen. Als einer der Letzten befreite er erst 1980 sein Land von Fremdherrschaft und Rassenhass. Nach Mosambik, wo Mugabes Armee ihre Lager hatte, hat Mugabe deshalb ebenso enge Bande wie nach Namibia oder Südafrika, wo er die Antiapartheidsbewegungen unterstützte. Auch wenn drei Millionen simbabwische Flüchtlinge in den Nachbarländern bislang ungekannten Probleme ausgelöst haben, fühlt sich die politische Klasse dem alten Mann deshalb immer noch verpflichtet.

Doch wer einen Staat dermaßen zugrunde richtet wie Mugabe, seine Bürger hungern lässt und unterdrückt, der verdient keine mildernden Umständ. Seine letzte Chance, mit ein bisschen Ehre abzutreten, hat Mugabe in den vergangenen zwei Wochen verspielt. Nicht nur er selbst, auch die über 28 Jahre entstandene Schicht der Profiteure eines korrupten Systems haben sich an die Macht gewöhnt und fürchten eine juristische Aufarbeitung, die viele ins Gefängnis bringen könnte.

Dabei ist der großen Masse der Simbabwer, die täglich bangen, ob es vielleicht heute etwas Brot oder ein bisschen Milch gibt, Gerechtigkeit längst schnuppe. Sie will endlich wieder leben, nicht mehr nur überleben müssen, koste es auch eine Generalamnestie. Doch die können nur die Simbabwer selbst erteilen. Damit sie das können, müssen Mbeki und Konsorten endlich Gerechtigkeit einfordern und einen der stursten Diktatoren Afrikas zum Rücktritt zwingen. MARC ENGELHARDT