Bessere Klimabilanz dank teurem Öl

Deutschland senkt 2007 seinen Kohlendoxid-Ausstoß um 2,4 Prozent – obwohl die Regierung nichts getan hat

BERLIN taz ■ Deutschland hat seine Klimabilanz im Jahr 2007 deutlich verbessert. Laut der sogenannten Nahzeitprognose des Umweltbundesamts (UBA) sank der Kohlendioxidausstoß im Vergleich zu 2006 um 24 Millionen auf 981 Millionen Tonnen – ein Rückgang um 2,4 Prozent. Seit 1990 hat Deutschland damit seine Treibhausgasemissionen um 20,4 Prozent gesenkt.

Ein erstaunliches Ergebnis, wurde doch in der Amtszeit von Kanzlerin Merkel kein einziges für den Klimaschutz relevantes Gesetz verabschiedet. „Ein Teil der Entwicklung geht auf einmalige Effekte zurück“, erklärte denn auch UBA-Präsident Andreas Troge gegenüber der dpa. „Grund für die geringeren CO2-Emissionen sind vor allem eine gesunkene Nachfrage nach Öl und Gas infolge des starken Preisanstiegs.“ Außerdem seien die Wintermonate mild und der Sommer verregnet gewesen, so dass Heizung und Klimaanlagen weniger verbrauchten.

Erstaunlich sind die Zahlen auch bei der Braunkohle: Nach Berechnungen der Braunkohleindustrie wurde 2007 ein Viertel der Elektrizität aus dem klimaschädlichsten Brennstoff gewonnen. „Braunkohle übernahm damit erstmals seit 1991 wieder die Führungsrolle in der Stromerzeugung“, so der Braunkohle-Verband. Beim Verfeuern einer Tonne Braunkohle entsteht etwa eine Tonne Kohlendioxid, so viel wie bei keinem anderen Energieträger. Gefördert wurden 2 Prozent mehr: macht 180 Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Der Anteil der CO2-armen Atomenergie fiel 2007. Wegen verschiedener Pannen kam nur noch 22,1 Prozent des Stroms aus einem AKW – ein Minus von 4 Prozent. Hinter Braunkohle auf Platz zwei lag Steinkohle. Auf die erneuerbaren Energien entfielen 14,1 und auf Erdgas 11,7 Prozent.

Deutschland ist nun nur noch 0,6 Prozent vom in Kioto vereinbarten Klimaziel entfernt – minus 21 Prozent gegenüber 1990. Bis 2020, so die Beschlusslage der Regierung, soll die CO2-Produktion um 40 Prozent verringert werden. „Es gibt keinen Grund für eine Entwarnung“, warnt der Klimaexperte Hermann Ott vom Wuppertal Institut. So wie Witterungseffekte die Rechnung jetzt nach unten drückten, könnten andere Effekte diese auch schnell nach oben treiben. „Es gibt keine Alternative zu einer konsequenten Klimapolitik“, so Ott. Davon sei das Kabinett Merkel noch immer„meilenweit entfernt“. NICK REIMER