DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Kinder fürchten sich“

SPASSKANONE? Böse Clowns attackieren und überfallen Passanten in ganz Frankreich. Das Phänomen ist ein altbekanntes

taz: Inke Arns, ist der ganze Clowns-Spuk in Frankreich nach Halloween wieder vorbei?

Inke Arns: Mit Halloween hat das nichts zu tun. Das Treiben hat ja schon ungefähr Anfang Oktober angefangen. Und die Videos im Netz, auf die sich die Fälle in Frankreich zu beziehen scheinen, sind sogar schon letztes Jahr online gestellt worden.

Seit wann ist das Phänomen des bösen Clowns in der Welt?

Seit den frühen 80er Jahren, vielleicht zuerst mit dem Slasher-Film „Halloween“, in dem die mörderische Hauptfigur ganz kurz als Kind im Clownskostüm eingeblendet wird. 1986 kam dann Stephen King mit der Figur des „Pennywise“ in seinem Roman „Es“ hinzu. Meiner Meinung nach gehen aber viele dieser Hollywood-Figuren auf die realen Ereignisse um Pogo den Clown zurück, einen Serienkiller, der in den 1970er Jahren 33 Jungen und junge Männer entführt, missbraucht, ermordet und dann unter seinem Haus vergraben hat. Gleichzeitig ist er als Clown in selbst genähten Kostümen auf Kinder- und Straßenfesten aufgetreten.

Seriöse Clownsvereinigungen beschweren sich über Kulturprodukte wie „The Dark Knight“ oder aktuell „American Horror Show“, in denen Clowns als Bösewichte gezeigt werden.

Ich kann gut verstehen, dass die jetzt zaghaft ihren Finger heben und sagen: Aber wir sind doch nicht alle böse. Ja, sie tun mir auch fast ein bisschen leid. Andererseits wurde von einer englischen Uni vor nicht allzu langer Zeit eine Umfrage gemacht unter Kindern. Da ging es um Clowns, die in Kliniken eingesetzt werden, um gute Laune zu verbreiten. Und es hat sich herausgestellt, dass keins dieser Kinder Clowns lustig fand, eher im Gegenteil: dass sie sich vor ihnen fürchteten. Dass die sehr genau verstanden, das ist eine Maske, und man weiß nicht genau, wer dahinter steckt.

INTERVIEW: OLIVER POHLISCH

■ Inke Arns, 45, ist Künstlerische Leiterin des Hartware MedienKunstVerein (HMKV) in Dortmund. Aktuell läuft dort die von ihr kuratierte Ausstellung „Böse Clowns“ mit Arbeiten von u. a. Cindy Sherman, Deichkind und George Grosz.