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: Gewinner ist der Amateurfußball

BERLIN-LIGA Mit Tasmania und TeBe spielten zwei ewig Scheiternde um den Aufstieg in die Oberliga

Die Rollen waren klar verteilt vor dem Spitzenspiel in der Berlinliga am Sonntagnachmittag im Mommsenstadion. Bereits im Vorfeld war vom „Spiel des Jahres“ die Rede gewesen, nicht zuletzt weil mit Tennis Borussia und Tasmania zwei ehemalige Bundesligisten aufeinander trafen. Deren Ausgangspositionen hätten allerdings kaum unterschiedlicher sein können. Zwar würden auch die Gäste aus Neukölln gerne in die Oberliga aufsteigen, die Gastgeber hingegen sind zum Aufsteigen fast schon verdammt.

Tennis Borussia, so viel steht fest, ist der Hecht im Karpfenteich der sechstklassigen Berlinliga. Regelmäßig kommen rund 500 Menschen zu den Heimspielen des Vereins, und bei Auswärtsspielen reisen keinem Team auch nur annähernd so viele Fans hinterher. Selbst viele Regionalligisten können von einer Fanszene wie der der Lila-Weißen nur träumen.

Auch das Team selbst hat schon jetzt Oberligaformat. Mit der Berliner Amateurfußballlegende Michael Fuß sowie dem Ex-Herthaner Lennart Hartmann ist es das einzige in der Liga, das über so etwas Ähnliches wie Stars verfügt. Auch die vom DFB ausgezeichnete Jugendarbeit ist für einen Sechstligisten mindestens eine Nummer zu groß. Man kann sich leicht ausrechnen, dass so etwas in der Berlinliga auf Dauer wirtschaftlich nicht tragbar sein kann. TeBe braucht den Aufstieg, mittelfristig wohl sogar die Regionalliga. Andernfalls könnten dem Verein nach der Insolvenz 2010 erneut finanzielle Probleme drohen.

Unter Druck

Während die Gäste also frei aufspielen konnten – bei einem Sieg würden sie mit TeBe zumindest nach Punkten gleichziehen –, standen die Gastgeber unter immensem Druck. Durch einen Sieg würden sie für eine Art Vorentscheidung im Aufstiegsrennen sorgen. Bei einer Niederlage hingegen würde jedes der noch kommenden vier Spiele zu einem Endspiel – ein Szenario, auf das wohl jeder im Verein gerne verzichten würde.

Entsprechend engagiert ging es in die Partie. Bei strahlendem Sonnenschein und vor einer Rekordkulisse von 1.910 Zuschauern spielten beide Teams von Beginn an mit offenem Visier. Die besseren Torchancen hatten zunächst die Gäste. Das erste Tor allerdings fiel auf der anderen Seite. Bereits in der 7. Minute war es Michael „Bomber Micha“ Fuß, der einen Stellungsfehler der Abwehr ausnutzte und aus kurzer Distanz seinen bereits 25. Saisontreffer erzielte. Wieder einmal bewies der bald 38-Jährige genau zum richtigen Moment, dass er auch im vorgerückten Alter noch den richtigen Torriecher hat.

Sieger des Tages

Es war ein gutes und weitgehend faires Spiel, was auch der Leistung von Schiedsrichter Christian Paul zu verdanken ist. Beide Teams standen hinten sicher und suchten die kontrollierte Offensive. Allerdings neutralisierten sie sich vor allem in der zweiten Hälfte weitgehend gegenseitig. Hatte die erste Halbzeit noch massig Torraumszenen zu bieten, lebte das Spiel nun klar von der Spannung. Erst in der 72. Minute erlöste der libanesische Nationalspieler Ramy Raychouni mit einem gefühlvollen Heber zum 2:0 die Gastgeber. Deren Torjubel war anzusehen, wie groß der Stein war, der ihnen gerade vom kollektiven Herzen gefallen war. Mehr Tore wollten dann allerdings beim besten Willen nicht fallen.

Tennis Borussia hat damit einen Riesenschritt in Richtung Aufstieg gemacht und kann wohl schon einmal dezent mit der Planung für die Oberliga beginnen. Bei Tasmania dürfte der Fokus jetzt ganz auf dem Berliner Pokalfinale in zweieinhalb Wochen gegen den BFC Dynamo liegen. Größter Sieger des Tages allerdings dürfte der Berliner Amateurfußball sein, der schon lange nicht mehr so viel Aufmerksamkeit erhalten hat wie an diesem Sonntag. JAN TÖLVA