Luxusliner stinken bald weniger

UMWELTSCHUTZ Am Samstag wird in Hamburg europaweit erstmals ein Kreuzfahrtschiff im Hafen mit sauberem Strom aus Flüssiggas versorgt

Erstmals wird ein Kreuzfahrtschiff am Kai mit sauberem Strom versorgt

Ab nächstem Samstag wird in Europa erstmals ein Kreuzfahrtschiff während der Liegezeit am Kai mit sauberem Strom versorgt. Ein auf einer Schute montiertes Blockheizkraftwerk wandelt weitgehend emissionsarmes Flüssiggas Liquified Natural Gas (LNG) in Strom um und liefert diesen über ein Kabel an das Passagierschiff. Das kann daher seine Dieselaggregate abstellen. Das erste Schiff, das im Hamburger Hafen über eine solche LNG-Barge mit Strom versorgt wird, ist die „Aida Sol“.

„Wir wollen in Sachen Umweltschutz eine Vorreiterolle einnehmen“, hatte Monika Griefahn, Direktorin für Ökologie im Aida-Vorstand, im Mai 2013 erklärt. Damals hatte sie in Hamburg das Projekt zusammen mit der Hamburger Schiffstechnologiefirma Becker Systems vorgestellt. Ziel der Aida-Reederei sei es, die Motoren im Hafen abzustellen. Schließlich lebe der Kreuzfahrttourismus „von sauberer Umwelt und sauberen Meeren“, sagte Griefahn.

Anders als bei der Stromversorgung durch die Schiffsmotoren werden bei der LNG-Technologie keine Schwefeloxide ausgestoßen. Die Emission von Stickoxiden verringert sich nach Angaben von Aida so um 80 Prozent, die von Kohlendioxid um 30 Prozent. Feinstaub und Ruß sollen überhaupt nicht entstehen. Die genauen Schadstoffwerte und Kosten werden aber erst bei der Inbetriebnahme der ersten LNG-Barge am Samstag im Kreuzfahrtterminal in der Hafencity vorgestellt.

Auf der Schute sollen fünf Gasmotoren mit einer Leistung von jeweils 7,5 Megawatt die Kreuzfahrtschiffe versorgen. Der Stromverbrauch von Küchen, Festsälen und Pools der schwimmenden Luxushotels entspricht dem einer Kleinstadt – und wird bislang von Schiffsmotoren mit billigem und giftigem Schweröl erzeugt. Im Jahr 2013 verschmutzten nach Senatsangaben 177 Kreuzfahrtschiffe die Luft im Hafen mit 10.500 Tonnen Kohlendioxid, 177 Tonnen Stickoxide, 6,7 Tonnen Schwefeldioxid und 3,5 Tonnen Feinstaub und Ruß.

Nach früheren Berechnungen ist der Landstrom zwar etwas teurer als der Bordstrom. Nach Angaben von Aida liegen dessen Kosten bei etwa 13 Cent pro Kilowattstunde. Deshalb will Becker Systems auch im Winter, wenn keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen, Strom produzieren und an Eon Hanse verkaufen. Durch diese ganzjährige Auslastung solle sich das Konzept rechnen.

Eine Landstromanlage, über die in Hamburg bereits seit 2008 debattiert wird, soll noch in diesem Herbst folgen. Dann könnten Luxusliner am Terminal Altona mit Ökostrom von Land versorgt werden.  SVEN-MICHAEL VEIT