DAS DING, DAS KOMMT
: Voll im Trend

Der HAMBURGER LUKASPOKAL war mehr als 100 Jahre verschollen. Nun ist er wieder aufgetaucht und steht im Museum: als Zeugnis der romantischen Verklärung des Mittelalters im 19. Jahrhundert

Mehr als 100 Jahre lang galt er als verschollen, dann tauchte er Ende März auf einer Versteigerung des Lübecker Auktionshauses Prado wieder auf: der 69 Zentimeter große Lukaspokal, den der Goldschmied, Maler, Grafiker und Buchillustrator Martin Gensler Mitte des 19. Jahrhunderts für den Hamburger Künstlerverein von 1832 in Zusammenarbeit mit dem Silberschmied Johann Paul Friedrich Sohrmann geschaffen hat.

Ein Ereignis war der silberne Trinkpokal damals in der Hamburger Kunstszene, fast vergessen war da nämlich schon die Kunst des Treibens. Dass der Künstlerverein sich zum 25-jährigen Jubiläum einen teuren neogotischen Pokal schenkte, lag hingegen voll im Trend. Mittelalterlich, gotisch, christlich – das galt als urdeutsch. Ein verklärtes romantisches Gegenbild zum napoleonischen Frankreich, aus dessen Norden die gotische Baukunst ja eigentlich stammt.

Dass der mit beziehungsvollen Darstellungen und Inschriften versehene Willkommpokal nun, aufwendig gereinigt, im Hamburgmuseum zu bewundern ist, hat sich die Stiftung Historische Museen Hamburg einiges kosten lassen: Mit Unterstützung der Reemtsma-Stiftung und des Freundeskreises des Hamburgmuseums hat sie einen „hohen fünfstelligen Betrag“ gezahlt. Über die tatsächliche Höhe hält sich die Stiftung bedeckt.

Nun steht er in einer Vitrine, direkt neben dem einzigen Bildzeugnis, das es bislang von ihm gab: Auf einem Gruppenporträt des Künstlervereins von Genslers älterem Bruder Günther steht er auf dem Tisch.  MATT