Boko Haram schlägt spektakulär zu

TSCHAD Dutzende Tote bei Selbstmordanschlägen auf Polizeigebäude in der Hauptstadt N’Djamena

N’DJAMENA/BERLIN afp/taz | Bei zwei Selbstmordanschlägen im Herzen der tschadischen Hauptstadt N’Djamena sind am Montag zahlreiche Menschen getötet worden. Regierungssprecher Hassan Sylla sprach am Nachmittag von 27 Toten, ausländische Sicherheitskreise zählten mindestens 42. Berichten zufolge sprengten sich die Attentäter am Morgen auf zwei Motorrädern in die Luft, einmal vor dem Polizeihauptquartier und einmal vor der Polizeiakademie.

Es ist das erste Mal, dass mitten in N’Djamena derartige Anschläge verübt werden. Tschads Hauptstadt liegt direkt an der Grenze zu Kamerun unweit der Hochburgen der islamistischen Terrorsekte Boko Haram aus Nigeria. Erst kürzlich hatte Tschads Regierung aus Furcht vor Anschlägen Motorradfahrern den Grenzübertritt nach N’Djamena verboten. Die tschadische Armee kämpft in Kamerun und Nigeria gegen Boko Haram. Die tschadische Hauptstadt ist auch Basis der französischen Sahel-Militäroperation „Barkhane“, die grenzüberschreitend bewaffnete Islamisten bekämpfen soll.

Die Anschläge ereigneten sich während des laufenden Staatengipfels der Afrikanischen Union (AU) in Südafrika. Nigerias neuer Präsident Muhammadu Buhari hatte am Sonntagabend auf dem Gipfel gewarnt, Afrika befinde sich angesichts der Aktivitäten von Boko Haram, al-Qaida und al-Shabaab „im Belagerungszustand“. Am 11. Juni hatten die Präsidenten Nigerias, Nigers, Tschads und Benin bei einem Treffen angekündigt, ab Ende Juli eine bereits beschlossene, aber nie aufgestellte multinationale Truppe von 8.700 Mann gegen Boko Haram einzusetzen. D.J.