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Podcast „Zart wie Kruppstahl“ Das Meinungslabor

Alexander Prinz und Maik Weichert kommen aus Ostdeutschland – und machen gemeinsamen einen Podcast. In „Zart wie Kruppstahl“ schlagen sie sich durch Politik, Gesellschaft und die Musikbranche.

Maik Weichert (links) und Alexander Prinz (rechts) produzieren den Podcast "Zart wie Kruppstahl"gemeinsam. Foto: privat

taz lab | Dienstag, 11 Uhr. Ich bin mit Maik und Alex zum Zoomen verabredet. Passenderweise gleich nachdem die beiden eine neue Folge ihres Podcasts aufgenommen haben. Die Stimmung ist äußerst entspannt. Das ahnte ich bereits, als ich erstmals in „Zart wie Kruppstahl“ reinhörte. Die beiden machen das schon eine Weile und verstehen sich gut, das merkt man sofort.

Aber was soll das überhaupt heißen, „Zart wie Kruppstahl“, fragte ich mich kurz vor unserem Gespräch. Eine schnelle Internetrecherche ließ meine gute Laune erstmal ermatten. Ich wurde in den Zweiten Weltkrieg katapultiert, genauer genommen in die Strukturen der Hitlerjugend.

Denn diese sollte nach Adolf Hitlers Ideal „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ sein. Mir war das nicht geläufig, weshalb ich eine Erklärung für das Wortspiel wollte. Und so kommt es, dass ich im Gespräch mit Maik und Alex gleich mit der Tür ins Haus falle.

„Das ist auf hintergründiger Ebene ein Mittelfinger gegen rechts“, entgegnet Alex. Weil es dieses harte Männerbild so persifliere, dass man eben nicht hart, sondern zart ist. Und mit genau dieser Einstellung gehen die beiden auch an ihre Themen im Podcast heran. Also „mit einer Art ‚Thoughtfulness‘ anstelle der männlichen Aggressivität“, erklärt Alex.

Woche für Woche verabreden sich die beiden zur Aufzeichnung ihres Podcasts. Meist ohne Plan, ein Skript gibt es nicht. Manche Themen aber sind so brennend, dass ihre Behandlung offensichtlich ist. Als „permanenten Schwelbrand“ bezeichnen sie die drei anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.

Berichte von der Basis

Die Podcaster kommen beide aus Ostdeutschland, beide aus dem ländlichen Raum. „Man kommt sich fast wie eine Art Korrespondent vor“, sagt Maik. „Wie einer, der kommentiert, einordnet und von der Basis berichtet.“ Allerdings, so sagen es die Podcaster selbst in der Beschreibung: „Gibt es hier noch weitaus mehr als Bratwurst, Arbeitslosigkeit und Höcke.“

Auf die Frage, ob sich die beiden denn als Ossis bezeichnen würden, entgegnet Maik: dass dieses Ossi-Wessi-Ding nur im Osten eine Rolle spiele: „Denn der Wessi ist nur in Ostdeutschland ein Wessi. Der würde sich im Westen nie als Wessi bezeichnen. Aber ich bin hier in Ostdeutschland ein Ossi und ich bin auch in Westdeutschland ein Ossi. Weil ich westdeutsche Chefs habe, weil ich westdeutsche Professorinnen habe, weil ich westdeutsche Vermieter habe.“

Seit nunmehr vier Jahren läuft das Podcast-Projekt von Maik und Alex. Kennengelernt haben sie sich in der Heavy-Metal-Szene. „In erster Linie war ich Fan“, sagt Alex über Maik.

Maik Weichert ist Gitarrist der Band Heaven Shall Burn. Sie gilt als einer der wichtigsten Vertreterin ihres Genres in Deutschland. Und als Alexander Prinz im Jahr 2012 seine Youtube-Karriere begann, war Maik einer seiner ersten Interviewpartner. „Es war im Endeffekt Youtube-Bullshit mit Musik“, sagt Alex. „Und damit ist er unweigerlich bei mir gelandet“, fügt Maik lachend hinzu.

Die Leute dort abholen, wo sie sind

Auf Youtube heißt Alex „Der Dunkle Parabelritter“. Mittlerweile geht es auf seinem Kanal aber weniger um Heavy Metal als um Politik und Gesellschaft. Da geht es um Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien, Elon Musk, Sahra Wagenknecht, Rammstein und was die Republik sonst noch so beschäftigt.

Der Kanal zählt inzwischen über eine halbe Million Abon­nen­t:in­nen und ist seit Anfang des Jahres Teil des Funk-Netzwerks von ARD und ZDF.

Mit seinen Videos will Alex diejenigen abholen, die sich nicht gesehen fühlen. Menschen im ländlichen Raum etwa. Menschen aus Nemsdorf-Göhrendorf in Sachsen-Anhalt. Menschen aus seiner Heimat. „Ich habe schon so oft gehört: Alex, meine Mutter ist im Verschwörungssumpf gefangen und du bist der einzige Influencer, dem sie noch zuhört.“ Sein Ansatz: „Die Leute dort abholen, wo sie sind. In ihrer Bubble, in ihrem Denken, in ihrem Zuhause.“

Der Podcast „Zart wie Kruppstahl“ dagegen hat einen ganz anderen Anspruch. „Was für uns wichtig ist und was wir immer wieder betonen: Das ist nur Viertelwissen an dieser Stelle. Wir hauen hier auch Sachen raus, die wir im Vorfeld nicht faktengecheckt haben“, sagt Alex. „Ich glaube aber, gerade dieser Prozess macht den Podcast für die Leute interessant“, meldet sich Maik zu Wort. „Also bei dieser Meinungs- und Wissensbildung dabei zu sein. Bei unserem Meinungslabor, wenn man so will.“

Erleben Sie Alex und Maik live bei der Aufnahme ihres Podcasts am 27.April um 15.15 Uhr im „Weißen Raum“.