Umrüstung von Straßenlaternen: Gas stromt langsam aus

Die Umrüstung der alten Gaslaternen auf LED-Technik zieht sich wohl noch bis 2017 hin. Erwartete CO2-Einsparung liegt bei 25.000 Tonnen pro Jahr.

Schön gelb: Gaslicht in konzentrierter Form im Gaslaternen-Freilichtmuseum im Tiergarten Foto: dpa

Der Austausch der Berliner Gaslaternen dauert deutlich länger als geplant. Wie die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz auf eine Anfrage aus der Grünen-Fraktion mitteilt, sollen jedes Jahr rund 3.000 mit Gas betriebene Straßenlaternen gegen LED-Leuchten ausgetauscht werden. Beim derzeitigen Bestand von 33.800 Gasleuchten und dem geplanten Erhalt von 3.300 Exemplaren aus Denkmalschutzerwägungen würde sich dieser Prozess bis 2027 hinziehen. Ursprünglich sollte der Austausch bereits 2020 abgeschlossen sein.

Der Beschluss des Senats, die energieintensiven Gasleuchten aus Klimaschutz- und Kostengründen zu ersetzen, stammt aus dem Jahr 2007. Die Entscheidung von Rot-Rot wurde auch unter dem SPD-CDU-Senat bekräftigt, aber offenbar nicht mit entsprechendem Nachdruck vorangetrieben. Wie es in der Antwort von Staatssekretär Jens Holger Kirchner auf die Anfrage der Abgeordneten Georg Kössler und Marianne Burkert-Eulitz heißt, sind bis dato erst 10.200 Gasleuchten ersetzt worden. Im laufenden Jahr sollen ca. 3.200 an verschiedenen Standorten umgerüstet werden, ab 2018 jährlich 3.000.

Bei den bereits abgeschlossenen Umrüstungen handelt es sich größtenteils um die inzwischen komplett ersetzten sogenannten Gasreihenleuchten, deren moderne Peitschenmasten vornehmlich an Hauptverkehrsstraßen standen. Sie galten als besondere Energiefresser: In einer Berechnung aus dem Jahr 2012 bezifferte die damalige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Gesamtverbrauch dieser Laternen auf jährlich 48,7 Gigawattstunden (GWh) – nach dem Austausch gegen moderne Laternen mit elektrisch betriebenen Leuchtstoffröhren sollte diese Menge auf 1,4 GWh schrumpfen.

Bruchteil an Energie

Der Verein Gaslicht-Kultur, der den Erhalt der Gasbeleuchtung und der dazugehörigen Infrastruktur als Industriedenkmal fordert, kritisierte diese Zahlen als überhöht und prangerte Kalkulationsfehler an. Dass gerade LED-Leuchten mit einem Bruchteil der von Gasleuchten benötigten Energie auskommen, bestreiten aber auch die Gaslicht-Fans nicht. Staatssekretär Kirchner beziffert das verbliebene Einsparpotenzial auf 24.600 Tonnen CO2 im Jahr.

Eine Zahl, die beeindruckend klingt, aber im Promillebereich liegt, wenn man sie vor dem Hintergrund der Berliner Gesamtemissionen von knapp 21 Millionen Tonnen betrachtet. Trotzdem nennt Georg Kössler den Austausch der Gasleuchten „eine „Win-win-Situation: Das Klima wird geschützt und die Stadt spart Geld.“ Tatsächlich amortisiert sich die Investition in eine LED-Leuchte und deren Installation (zwischen 4.400 und 5.200 Euro) laut Senatsverwaltung nach 9 Jahren.

Hier ist für die Freunde der historischen Laternenformen und des warmen, gelblichen Gaslichts Wachsamkeit angebracht. Denn in der Senatsverwaltung weiß man auch dies: „Eine Umrüstung ohne Erhalt der bisherigen Erscheinungsform und Lichtfarbe würde die Kosten reduzieren und den Amortisationszeitraum verkürzen.“ Und wenn es ums Geld geht, werden ästhetische Erwägungen schnell mal als weniger relevant eingestuft.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.