Schecks für Siekertal

Dubiose geschäftliche Kontakte zu der „Siekertal-Klinik Betriebs-GmbH“ haben den Chef des Klinikums Bremen-Ost, Andeas Lindner, zu Fall gebracht

Am 30. April diesen Jahres, als es schon eng wurde für den inzwischen gefeuerten Chef des Klinikums Ost, Andreas Lindner, wurden von einem „Rücklagenkonto“ des Klinikums Ost genau 777.838 Euro abgebucht. Nach dem der taz vorliegenden Buchungsvermerk (s. Faksimile) waren davon 258.040 Euro mit dem Stichwort „Reorganisation Siekertalklinik“ gedacht, 254.599 Euro speziell für „Anlaufkosten Rastede“ – da waren 25 Reha-Patienten aus Bremen untergebracht. 160.799 Euro sollte die Beraterfirma „S&P“ des Siekertal-Prokuristen Leo Schumacher bekommen, 104.400 Euro sind als „Pre-Opening“-Kosten Rastede ausgewiesen.

Klar ist vor allem: Das Geld sollte schnell weg. Und es ist weg. Das Haus Rastede wurde zwei Tage, nachdem der Bremer Klinikchef suspendiert worden war, geschlossen.

„Siekertal“ ist kein idyllisches Tal, sondern schlicht der Name einer Firma: „Siekertal-Klinik-Betriebs-GmbH“. Inhaberin der Siekertal-Firma ist die „Klinik-Shuttle-Ludwig-GmbH“. Deren Besitzerin ist laut Auskunft des Handesregisters seit 1996 unverändert Rosemarie Ludwig.

Diese Frau Ludwig ist die Tochter des Kasseler CDU-Politikers und Rechtsanwaltes Gotthard Brand, der wiederum Geschäftsführer der Firma Siekertal ist. So schließt sich der Kreis: In der „Geschäftsbesorgungsvereinbarung“, die das Klinikum Ost unter Lindner mit Siekertal abgeschlossen hat, ist verbindlich festgelegt, dass die Krankentransporte nach Rastede über die Firma Klinik-Shuttle durchgeführt werden. Und die von Staatsrat Arnold Knigge durchgesetzte „Vereinbarung“ über die Aufhebung dieses Geschäftsbesorgungsvertrages legt fest, dass Bremen ganz den Betrieb des Hauses Rastede übernimmt – Unterschrift Gotthard Brand für die Firma Siekertal.

Wenn man in der Siekertal-Klinik in Bad Oeynhausen anruft und in der Telefonzentrale nach Herrn Brand aus der Chefetage fragt, stößt man auf ungläubiges Staunen: „Einen Herrn Brand gibt es hier nicht“, sagt die nette Dame. Chef sei Leo Schumacher. In der Tat: Auch auf der Internetseite taucht der Kasseler CDU-Politiker nicht auf. Er sitzt im Kreistag für die CDU, im Finanzausschuss, im Kreisvorstand, kandidierte in den letzten Jahren auch mal für das Europaparlament, hat ehrenamtliche Funktionen im Landeswohlfahrtsverband Hessen. Brand ist Baufachanwalt, er vertrat aber auch vor einiger Zeit die Firma „Casino AG“, die mit einem Rückruf Trick und „0137“-Nummern die Leute abzockte. Als die Stiftung Warentest vor der Casino-AG warnte, wurde die Nummer abgeschaltet. Für die effektive Leitung seiner Firma in Oeynhausen scheint Brand keine Zeit zu haben.

Das macht Hans-Leo Schumacher, ein guter alter Bekannter von dem Bremer Klinikchef Lindner. Die beiden veröffentlichten zum Beispiel im Jahre 2004 gemeinsam einen Fachzeitschriften-Aufsatz über Reha-Probleme.

Um so erstaunlicher, wie viel Geld direkt von Lindner an die Beraterfirma von Schumacher floss. Auf rund 60.000 Euro summieren sich die Hotelkosten, die als Gutachter-Spesen beim Klinikum Mitte abgebucht worden sind.

Auf der Aufsichtsratssitzung des Klinikums Ost wurde Geschäftsführer Lindner im März nach dem Sinn diverser Gutachten gefragt – 455.503 Euro für Schumachers „S&P“ im Jahre 2005, 348.000 Euro wurden an „S&P“ im ersten Halbjahr 2006 überwiesen. Auch nach anderen Berateraufträgen wurde Lindner gefragt – 493.000 Euro für eine Firma ADMED, 230.000 Euro für „K+H-Consult, die Firma M+C The Marketing+Consult“ erhielt sogar zwei Mal 30.000 Euro bzw. 20.000 Euro in bar ausgezahlt. Im Internet sind diese Beraterfirmen bis auf ADMED nicht zu finden.

Nach allem, was er weiß, sind wesentliche Effekte der Beratungsaufträge nicht erkennbar, sagt Betriebsrat Lothar Schröder vom Klinikum Ost. Lindner sollte für die Aufsichtsratssitzung Anfang Juli schriftlich Rechenschaft ablegen über die Berateraufträge – in den verschickten Aufsichtsratsunterlagen war darüber nichts zu finden. Stattdessen lag da die eigenmächtig abgeschlossene Vereinbarung bei, nach der das Klinikum Ost im Herbst das Haus in Rastede übernehmen sollte. Daraufhin suspendierte Staatsrat Knigge den Klinikchef. kawe