US-Söldner Blackwater im Irak: Rumballern, vertuschen, fälschen

Eine amerikanisches Expertengruppe untersucht die private Sicherheitsfirmen im Irak. Laut einem Kongress-Report vertuschte die Firma Blackwater Zwischenfälle und lieferte falsche Berichte.

Private Sölnder geraten wegen umstrittenen Schießereien immer mehr in die Kritik. Bild: ap

WASHINGTON/BERLIN dpa/ap/taz Ein hochrangiges Expertenteam aus den USA hat mit der Überprüfung der Aktivitäten privater US-Sicherheitsfirmen im Irak begonnen. Wie die Los Angeles Times am Montag berichtete, wird die Kommission aus Washington von den US-Spitzendiplomaten Patrick Kennedy und Eric Boswell geführt. Kennedy und Boswell würden von FBI-Agenten unterstützt, meldete der Nachrichtensender CNN. FBI-Sprecher Richard Kolko teilte am Montag mit, bei der Untersuchung werde auch eine strafrechtliche Verantwortung geprüft. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte die Untersuchung angeordnetet, berichtete das Blatt.

Bei einer Schießerei mit privaten Söldnern im Auftrag der US-Botschaft in Bagdad waren am 16. September in der irakischen Hauptstadt elf Iraker getötet worden. Die irakische Regierung hatte betont, dass es sich um unschuldige Zivilisten gehandelt habe, während die privaten US-Sicherheitskräfte sagten, sie seien zuerst angegriffen worden und hätten dann aus Selbstschutz zurückgefeuert.

Einem Bericht der Zeitschrift Newsweek zufolge schossen die an der tödlichen Schießerei beteiligten Blackwater-Mitarbeiter nicht nur am Boden, sondern auch aus der Luft. Das Unternehmen habe bestätigt, dass Hubschrauber der Firma am Ort des Zwischenfalls im Einsatz waren. Außerdem zitierte das Blatt einen irakischen Verkehrspolizisten, demzufolge Blackwater-Mitarbeiter einen Autofahrer erschossen und auch dann noch weiterfeuerten, als Polizisten die Leiche aus dem Wagen ziehen wollten. Auch andere US-Zeitungen hatten in den vergangenen Tagen unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, die Blackwater-Leute hätten grundlos geschossen.

Einem am Montag veröffentlichten Bericht eines Kongressausschusses zufolge hatte Blackwater in den vergangenen drei Jahren 122 Mitarbeiter wegen Gewalttaten, der missbräuchlichen Benutzung von Waffen oder Alkohol- und Drogenmissbrauchs entlassen. Seit 2005 habe es 195 bewaffnete Zwischenfälle mit Blackwater-Angestellten im Irak gegeben, hieß es. In mehr als 80 Prozent der Fälle hätten die Söldner als erste von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.

Seit 2001 habe Blackwater mehr als eine Milliarde Dollar (770 Millionen Euro) von der US-Regierung erhalten, so der Ausschussbericht. Darin wird auch das US-Außenministerium kritisiert, das private Sicherheitsfirmen im Irak zu wenig überwacht habe.

In mindestens zwei Fällen habe Blackwater den Angehörigen von Opfern Entschädigungen bezahlt, nachdem diese sich beklagt hatten, wie New York Times schrieb. Mitarbeiter des Außenministeriums hätten dies gut gehießen, in der Hoffnung, dass Gras über die Geschichte wächst. Mehrfach habe das Unternehmen auch Zwischenfälle vertuscht. Bei einem Fall im vergangenen Jahr habe das Außenministerium Blackwater geholfen, einen

Mitarbeiter aus dem Irak zu bringen, nachdem er 36 Stunden zuvor in betrunkenem Zustand am Weihnachtsabend den Leibwächter von einem der beiden irakischen Vizepräsidenten getötet hatte.

Die 1997 gegründete Firma Blackwater ist das größte der drei privaten Sicherheitsunternehmen mit Aufträgen des US-Außenministeriums. Im Irak arbeiten laut der New York Times etwa 50.000 privat engagierte Sicherheitskräfte, darunter 861 von Blackwater.

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