Studie zum Energiemarkt: Die Macht des Stromquartetts

80 Prozent der Verbraucher finanzieren mit ihren Stromzahlungen immer noch direkt oder indirekt Eon, EnBW, RWE und Vattenfall - oft, ohne dass sie das wissen.

Haushalte mussten 2006 rund 50 Prozent mehr für Strom bezahlen als 2000 Bild: dpa

FREIBURG taz Die vier deutschen Stromkonzerne verfügen über eine enorme Marktmacht. Das unterfüttert eine aktuelle Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen mit umfangreichen Zahlen: Danach haben Eon, RWE, EnBW und Vattenfall den deutschen Endkundenmarkt zu mehr als 80 Prozent in der Hand, wenn man all jene Stadtwerke und Regionalversorger mitzählt, an denen einer der vier Großen beteiligt ist. Die Konzerne haben inzwischen Einfluss auf 40 Prozent aller regionalen Stromversorger, das sind 282 Unternehmen.

Viele Kunden, die ihren Stromversorger wechseln, wissen damit gar nicht, dass sie weiterhin ein Unternehmen des deutschen Stromquartetts finanzieren.

Darüber hinaus kontrollieren die vier Konzerne je nach Zuordnungsmethodik zwischen 82 und 90 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten, rechnet der Autor der Studie, Professor Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken, vor. Und bei den Neubauten sieht es nicht besser aus: Von den bereits genehmigten oder kurz vor der Genehmigung stehenden zehn Blöcken entfallen acht unmittelbar auf die vier Konzerne, an einem neunten halten zwei von ihnen Anteile.

Solche Marktmacht ermöglichte den Unternehmen in den letzten Jahren Rekordgewinne, während zugleich die Strompreise stiegen. Haushalte mussten 2006 rund 50 Prozent mehr für ihren Strom bezahlen als im Jahr 2000 - wobei nur der geringere Teil der Mehrbelastung staatlich bedingt ist. Die Industriestrompreise sind seither sogar um 58 bis 77 Prozent gestiegen.

Die Studie ist eine Aufforderung an die Politik, mehr Transparenz im Strommarkt zu schaffen. Leprich regt an, im Energiewirtschaftsgesetz eine Aufschlüsselung des Konzerngewinns nach Sparten vorzuschreiben. Damit wäre es möglich, "die wirklichen Cash cows der Unternehmen" zu identifizieren. Nach der geltenden Rechtslage lasse sich hingegen "nur vermuten, dass die Stromerzeugung in Deutschland in den letzten Jahren die höchsten Gewinnbeiträge geleistet hat". Ein gesetzlicher Vorstoß gegen die "Intransparenz und Geheimniskrämerei" der Branche müsse sogar im Interesse der betreffenden Unternehmen liegen, da sie damit "das verspielte Vertrauen schrittweise zurück gewinnen" könnten.

Leprich weist auch darauf hin, dass die Gewinne der Stromkonzerne vor allem 2005 deutlich gestiegen sind - in dem Moment, als im Rahmen der Klimapolitik der CO2-Emissionshandel begann. Die Unternehmen erzielen riesige Zusatzerträge, weil sie die Emissionszertifikate kostenlos vom Staat erhalten, ihren Wert aber im Strompreis einkalkulieren. Die logische Forderung an den Staat, die Zertifikate künftig zu verkaufen, fehlt allerdings in der Studie.

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