Ist das Stroke-Unit selbst ein Problemfall?

Grüne und Betriebsrat des Klinikums Ost sehen Nachteile für Schlaganfallpatienten durch neue Organisationstruktur

bremen taz ■ Eigentlich gilt das Stroke-Unit im Klinikum Ost als Erfolgsgeschichte, seit es dort vor fünf Jahren an die Neurologie angedockt wurde: Die gezielte Sofort-Behandlung sollte die Überlebens- und Heilungschancen von SchlaganfallpatientInnen deutlich verbessern. Rund 1.100 von ihnen wurden dort pro Jahr behandelt. Doch seit die Abteilung mit Zustimmung der Gesundheitsdeputation vergangenen August ans Klinikum Mitte verlagert wurde, droht sie selbst zum Problemfall zu werden. Denn die Kooperation zwischen den beiden beteiligten Kliniken lässt zu wünschen übrig. Das jedenfalls sieht der Personalrat im Klinikum Ost so. Auch die Grüne Fraktion in der Bremer Bürgerschaft ist alarmiert – und hat eine Kleine Anfrage eingebracht.

„Ich will wissen, welche gesundheitspolitische Richtung Bremen einschlägt“, sagt die Grüne Gesundheitspolitikerin Doris Hoch. Wenn die vom Gesundheitsressort und der Krankenhaus-Holding erwarteten Vorteile der Stroke-Verlegung nach Mitte nicht wahr würden, müsse die Entscheidung vielleicht zurückgenommen werden. Sie höre Gerüchte über eine verschlechterte Behandlungsqualität. Auch sei die Zertifizierung mit der Verlegung erloschen. Für fraglich hält Hoch zudem das Argument, dass das Stroke-Unit beim Klinikum Mitte angesiedelt sein müsse, weil dort – nach den Maßgaben des so genannten Masterplans der Holding – Neurochirurgie und Kopfzentrum gebündelt werden.

Im Aufsichtsrat des Klinikums Ost äußerten Personalvertreter ähnliche Sorgen. Deshalb erging dort ein Prüfauftrag – insbesondere zur veränderten Kostenstruktur, aber auch, weil die Sorge besteht, dass PatientInnen und Personal über Gebühr strapaziert würden. Als echter Reibungspunkt erscheint dabei die Verlegung von PatientInnen aus dem Klinikum Mitte ins Klinikum Ost zur stationären Nachbehandlung. „Wenn in Mitte ein Stroke-Bett dringend gebraucht wird, kommt es öfter vor, dass ein Patient nachts vom Rettungsdienst zu uns nach Ost gebracht wird“, sagt Ost-Betriebsratschef Lothar Schröder. Das sei für Kranke belastend – und für sein Haus teuer. Denn das Klinikum Ost müsse dafür aufkommen.

Ähnliches gilt für die teueren Disgnostik-Verfahren wie Magnetresonanztomographien. Die werden in Mitte von einem privaten Dienstleister gemacht – in Ost aber vom hauseigenen Gerät. „Ich schätze, dass allein dadurch rund 250.000 Euro Mehrkosten pro Jahr auflaufen, die uns in Rechnung gestellt werden“, sagt Schröder. Weitere 250.000 Euro veranschlagt er für Labor- und Patientenbegleitdienste. „So wie es jetzt läuft, läuft es nicht gut.“ Die Vorteile – wie die Nähe zur selten gebrauchten Neurochirurgie – wiegen aus seiner Sicht die Nachteile des jetzigen Modells nicht auf, das er „einen Schnellschuss“ von Holding-Chef Wolfgang Tissen nennt. ede