Hauptsache glaubwürdig

Bis 2005 galt er als Grünen-Urgestein. Jetzt kandidiert der schillernde Gerd Schwandner in Oldenburg für die CDU

Der Herr Schwandner war schon immer für eine Überraschung gut. Insofern ist er sich treu geblieben. Denn erstaunlich ist nicht nur, dass sich der parteilose Hochschullehrer Gerd Schwandner ins Rennen um den Posten des Oberbürgermeisters in Oldenburg schicken lässt, wie dpa am Samstag vermeldete. Sondern auch, wer ihn für die Wahl im Herbst aufgestellt hat: die CDU. Nach Parteiangaben wurde er vom Kreisvorstand und der Ratsfraktion nominiert. Einstimmig.

Schwandner, Schwandner, Schwandner? War das nicht ein Erzgrüner, einer der ersten Landtagsabgeordneten der Strickpulli-Partei – von 1984 bis 1992 in Baden-Württemberg? Einer, der Grundsatz-Papiere zur Gesundheits, Atom- und Hochschulpolitik mitverfasst hat? Doch, doch, er ist’s, kein Zweifel, der Schwandner Gerd, der dann in Bremen unter der Grünen Kultursenatorin Helga Trüpel Staatsrat wurde.

An der Weser erhielt der 1951 in Göppingen geborene und in Heidelberg ausgebildete Chirurg, der heute Internationale Management- und Marketing-Strategien an der Fachhochschule Karlsruhe lehrt, den Spitznamen Turbo-Doktor. Das lag daran, dass er weniger für Furore als für Furor sorgte. Unverdrossen propagierte er damals seine ganz eigenen Ideen, auch wenn nicht einmal seine Chefin sie mit einem teilen mochte. Und als aufflog, dass er neben seinem Spitzenbeamten-Gehalt auch noch die baden-württembergischen Landtagsdiäten versteuerte, blies er zur Gegenattacke: „Doppelt verdienen ist schön“ – das war sein Statement zur Sache. Und da sich Schönheit bekanntlich selbst genügt, bedurfte es keiner weiteren Rechtfertigung.

2005 hat der begnadete Polarisierer sein Grünen-Parteibuch zurückgegeben. Die Gründe liegen im Dunklen: Die einen sagen, aus Protest gegen die erneut bekräftigte Trennung von Amt und Mandat. Andere behaupten, weil sich im Ländle als Grüner keine Karriere machen ließ. Das allerdings ist abwegig: Schließlich ist Schwandner Mitglied des Lions Clubs, war fünf Jahre lang Geschäftsführer des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, ist seit fünf Jahren ebendort Professor für etwas, was er nicht studiert hat, und wohnt in Hannover.

Das ist schon ziemlich dicht dran an Oldenburg, und deshalb ist es nur folgerichtig, dass Schwandner dort die Stadtspitze übernehmen will. „Ihr Oberbürgermeister 2006“, begrüßt er das Wahlvolk auf einer Homepage des christdemokratischen Ortsvereins. Das mag zwar manchem fast schon wie eine Amtsanmaßung scheinen, aber es ist doch grundehrlich: Falsche Bescheidenheit nämlich war Schwandners Sache nie. Deshalb ist er auch überzeugt, dass er in seiner künftigen Rolle „viel erreichen kann“. Natürlich für die Oldenburger. Warum er der richtige Kandidat ist, erklärt er auch: Ein Oberbürgermeister müsse „vermitteln, moderieren und führen können“. Genauso wichtig aber sei es, dass der Amtsträger „als Person“ die Stadt „glaubwürdig“ vertritt. Eben ganz wie der Herr Schwandner. bes