Der eigenwillige Starmanager

Wendelin Wiedeking, 54, ist seit 14 Jahren Vorstandschef des kleinsten und profitabelsten deutschen Autobauers – von Porsche. Seit gestern gehören diesem 31 Prozent der Volkswagen AG FOTO: AP

1994 schon war Porsche-Chef Wendelin Wiedeking „Manager des Jahres“. Da hatte er gerade den in die Krise geratenen traditionsbeladenen Automobilbauer saniert, dem Branchenexperten bereits das Aus prognostiziert hatten. Der heute 54 Jahre alte Westfale könnte jetzt durchaus der erste Topmanager der Republik werden, dem der Titel zum zweiten Mal verliehen wird. Schließlich hat Wiedeking Porsche zum Musterknaben der Branche gemacht – und aktuell rettet der diplomierte Maschinenbauingenieur aus der Provinz auch noch Deutschland vor möglichen Heuschrecken: Gestern hat der kleinste deutsche Autobauer seinen Anteil an Europas größtem Autohersteller, Volkswagen, auf 31 Prozent aufgestockt. Da das Land Niedersachsen 20,3 Prozent der VW-Aktien hält, gibt es so eine deutsche Mehrheit, die eine Übernahme durch ausländische Unternehmen oder Kapitalgesellschaften abwehren könnte.

Für die Shareholder macht Wiedeking das nicht. Die kommen bei ihm erst an sechster Stelle. Im Fokus aller Aktivitäten steht die Kundschaft, sagt er. Dann folgen die Mitarbeiter, die Partnerunternehmen, die Lieferanten und die Händler.

Die Konzentration auf den Shareholder Value schränke die Kraft eines Unternehmens ein, sagt der Porsche-Chef. Den Aktionären ist das recht, solange die Dividende stimmt. Und dass sich Wiedeking noch immer weigert, sein Gehalt offenzulegen, störte auf der letzten Hauptversammlung niemanden. Auch die Mitarbeiter sind zufrieden. Im Februar schüttete der Vorstand eine Erfolgsprämie von 2.000 Euro an jeden Beschäftigten aus.

Die Leute brauchen etwas in den Taschen, ist Wiedekings Philosophie. „Geiz ist geil!“ findet er fürchterlich. Schließlich bedeute das nichts anderes als „billig ist gut“. Und das zerstöre auf Dauer die gesellschaftliche Anerkennung von Arbeit.

Natürlich weiß der mit seiner Jugendliebe verheiratete Vater von zwei Kindern, dass sich seine Arbeiter trotz aller Wertschätzung und aller Prämien keinen neuen Porsche leisten können. Aber sie seien immerhin „stolz darauf, dass sie ein exklusives und begehrtes Produkt herstellen“.

Den Klimawandel ignoriert er übrigens ebenso hartnäckig wie den erneuten Ruf nach einem „Volksporsche“. Weiterhin verlassen vor allem Sprit fressende Monster wie der neue Cayenne die schwäbische Autoschmiede. Kleinere Autos mit kleineren Motoren bauen? „Nicht markenadäquat“, findet Wiedeking, der seit seiner Kindheit Modellautos sammelt. Die exklusive Marke Porsche würde damit abgewertet und im Kern beschädigt. Sagt er und geht zur Entspannung „in den nächsten Baumarkt“.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT