Kliniken spielen Plumpsack

Die Führungsebene der kommunalen Bremer Kliniken ist mal wieder oder immer noch im Umbruch – und die CDU nutzt die Gelegenheit, ihre alte Forderung „Einheitsgesellschaft“ aufzugreifen

Von KLAUS WOLSCHNER

Die CDU will es jetzt wissen. In der nächsten Sitzung der Bürgerschaft will sie einen Antrag zur Bildung einer „Einheitsgesellschaft“ der vier kommunalen Bremer Kliniken zur Abstimmung stellen. „Wir haben 14 Geschäftsführer für vier Kliniken – das kann man sich einfach nicht mehr leisten“, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Rita Mohr-Lüllmann. Allerdings sind einige dieser 14 Positionen immer noch oder in absehbarer Zeit schon wieder unbesetzt: Vor Ablauf ihres ersten Jahres gehen der Chef des Klinikums Mitte, Jürgen Finsterbusch, und die Pflegedienst-Direktorin des Klinikums Ost, Maria Zewuhn. Noch unbesetzt ist die Position des Klinikchefs Links der Weser – der Vertrag von Peter Stremmel war im Juni nicht verlängert worden. Holding-Chef Diethelm Hansen hält das für normale Fluktuation bei einem so großen Betrieb.

Was die Hintergründe der Fluktuation sind, das weiß auch Mohr-Lüllmann nicht. Sie hat von einem Zerwürfnis zwischen dem schon wieder ausscheidenden Geschäftsführer des Klinikums Mitte mit dem Holding-Chef Hansen nichts gehört. Dass die Holding sogar das Problem der Organisation der Zentralküche dem Klinikum Mitte entzogen und der Geschäftsführung des Klinikums in Bremen-Ost übertragen hat, spricht dafür, dass es Zweifel an der Eignung von Finsterbusch für die Position an der Spitze des größten Bremer Klinikums gab.

Auch im Klinikum Bremen-Ost findet die Theorie, dass der Holding-Chef Hansen fähige Führungskräfte wegbeiße, um am Ende selbst als Kopf einer „Einheitsgesellschaft“ übrig zu bleiben, keine große Anhängerschaft. Hansen hatte dort in der vergangenen Woche versichert, dass die frei werdende Stelle der Pflegedienstleiterin umgehend neu besetzt werden solle und dass die erfolgreich arbeitende Geschäftsführerin Jutta Dernedde bleiben werde – es gab die Sorge, dass er sie als Feuerwehr ins Klinikum Mitte schicken könnte.

Sehr viel größere Sorge hat man derweil am Klinikum Links der Weser. Der Vertrag des selbstbewussten und erfolgreichen Klinik-Managers Stremmel war im Juni nicht verlängert worden, Stremmel hat längst eine Position als Klinik-Leiter außerhalb Bremens gefunden, die Stelle von Stremmel ist bis heute nicht neu besetzt. Zu allem Überfluss hat die Holding Stremmels Prokuristen abgeworben – und das Klinikum Links der Weser damit kopflos gemacht. Und das in Zeiten, in denen praktisch zwei Stationen geschlossen werden mussten – wegen Personalknappheit. Die finanziell ertragreichen Patienten der Herz-Thorax-Station werden nun auf einer anderen Station untergebracht, dort fehlen die Betten für andere Patienten. Kopflos soll das Klinikum Links der Weser aber nicht bleiben, Holding-Chef Hansen hat erklärt, eine neue Geschäftsführung sei ausgesucht, nur werde der Name noch nicht öffentlich gemacht.

Ein Bereich, in dem „Management aus einer Hand“ längst praktiziert wird, ist der der Öffentlichkeitsarbeit. Die Kliniken haben selbst keine „Sprecher“ und kein Sprachrohr mehr. Wer mehr erfahren will als offiziöse Darstellungen der Holding-Spitze, muss sich informell schlau machen – und absolute Vertraulichkeit zusichern. Das betrifft auch die Mitarbeiterzeitschrift „Leuchtfeuer“. Offiziell ein Heft, für das Beschäftigte aller Kliniken eine Redaktion bilden. De facto ist es angesiedelt bei der Holding-Spitze. Das letzte geplante und fertig gestellte Heft erschien nicht – die Titelgeschichte „Arbeiten unterm Deckel“ war, so wird erzählt, der Konzernspitze zu „unausgewogen“. MitarbeiterInnen waren befragt worden, was sie von der Personalabbau-Planung des Konzerns hielten und hatten – offenbar zur Überraschung der Holding-Spitze – viel Kritik geäußert. Das druckfertige Heft wurde überarbeitet, „positive“ Meinungsäußerungen wurden eingefügt, allzu kritische entschärft.