Gegen das Zeitungssterben : Pay-Wahl statt Pay-Wall

Wir haben die Wahl, eine Mauer zu errichten – wollen wir nicht.

Ein Gespenst geht um in der Medienlandschaft: es ist das Gespenst des Zeitungssterbens. Alle Verlage in unserem alten Lande sollen sich dagegen zu einer Abwehrschlacht hinter eine Mauer zurückziehen. Ausgerechnet der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlags ruft dazu auf und will sie auch als erstes errichten, die sogenannte Paywall. Eine Bezahlschranke, die sich über jene Texte senken soll, die nicht zuvor bezahlt wurden. Nach dem Vorbild der New York Times, die im 2011 eine sogenannte „metered paywall“ einführte, können Nutzer dann nur noch eine bestimmte Anzahl von Artikeln pro Monat kostenfrei lesen und werden dann zur Kasse gebeten. Diese sanfte Bezahlschranke, die gelegentliche LeserInnen nicht verprellen und die für die Online-Werbung entscheidenden Klickzahlen nicht ins Bodenlose fallen lassen soll, erscheint derzeit vielen Zeitungsverlagen als Patentrezept zur Bewältigung der Krise.

Die taz setzt seit dem Frühjahr 2011 mit "taz.zahl ich" auf ein anderes Konzept: statt einen Wall zu errichten und LeserInnen zum Bezahlen zu zwingen, überlassen wir ihnen die freie Wahl, etwas zu bezahlen oder weiter kostenlos zu konsumieren. Sämtliche Inhalte auf taz.de bleiben für alle NutzerInnen unbegrenzt zugänglich, doch mit einem Layer auf der Startseite und unter jedem Beitrag werden sie aufgefordert, freiwillig etwas zu bezahlen. "taz.zahl ich" setzt auf die Einsicht der LeserInnen, dass guter Journalismus auch im Internet nicht gratis zu haben ist – und diese „Pay-Wahl“ wird von den NutzerInnen sehr gut angenommen. Im Dezember 2012 kam erstmals ein 5-stelliger Betrag zusammen – immer noch zu wenig, um zusammen mit den Onlineanzeigen den finanziellen Aufwand für taz.de zu decken, aber dennoch eine wichtige Säule, den freien Zugang zm Onlineangebot der taz zu erhalten.

Sie möchten regelmäßig für die freie Zugänglichkeit von taz.de zahlen? Super! Hier entlang

Aline Lüllmann