Budapest – Wien: Programm der Reise

vom 29. August – 7. September 2014

Budapest ist auch für seine Thermalbäder berühmt. Das Szechenyi-Bad ist das größte seiner Art in Europa. Bild: Gaby Coldewey

1. Tag (Freitag) – Budapest

Individuelle Anreise nach Budapest; nachmittags Ankunft im Hotel im Zentrum der Stadt, Begrüßung durch Ralf Leonhard und Gabriella Valaczkay. Orientierungsspaziergang rund um das Hotel. Gemeinsames Abendessen und Einführung in die Thematik der Reise. Übernachtung in Budapest.

2. Tag (Samstag) – Budapest 

Nach dem Frühstück Rundgang durch den Bezirk rund um die Prachtstraße Andrássy út. Der XIII. Bezirk zeichnet sich durch seine zahlreichen Jugendstil- und Bauhausbauten aus. Anschließend besuchen wir das alternative /Tilos Rádió,/ das älteste freie Radio Ungarns. Es war auch der erste Sender, der es mit der Zensurbehörde der neuen Regierung zu tun bekam. Wegen anstößiger Texte eines Rap-Songs. Am Abend treffen wir die deutsch-ungarische Soziologin Magdalena Marsovszky in einer Gartenkneipe.

3. Tag (Sonntag) – Budapest

Am Vormittag erkunden wir den VII. Bezirk („Elisabethstadt“), das traditionelle jüdische Viertel. Die jüdische Gemeinde Budapests wurde vom Holocaust zwar dezimiert, hat aber zum größten Teil überlebt, während die Glaubensgenossen in der Provinz in den Tod deportiert wurden. Noch heute gibt es ein aktives jüdisches Leben rund um die große Synagoge. In diesem Stadtteil treffen wir auch eine Vertretung der Roma. Sie sind mit fast zehn Prozent Bevölkerungsanteil die größte Minderheit des Landes und werden von vielen Ungarn als unerwünschter Fremdkörper betrachtet.

Die große jüdische Synagoge von Budapest Bild: Thomas Hartmann

In der Central European University besuchen wir das vom ungarisch stämmigen Milliardär George Soros gegründete Open Society Institute, das mehrere lokale NGOs fördert. Auch von ihnen kämpfen viele mit den autoritären Strukturen, die unter der neuen Regierung aufgebaut werden. Nach diesem anstrengenden Tag verwöhnen wir uns mit einem Abend im Széchenyi-Bad, dessen Thermalquellen nicht nur beruhigenden, sondern auch heilenden Effekt haben.

4. Tag (Montag) - Budapest

Vormittag zur freien Verfügung. Optional kann dm Museum für Bildende Künste am Heldenplatz ein Besuch abgestattet werden - das lohnt sich immer. Es empfiehlt sich auch ein Besuch auf der Burg im Stadtteil Buda. Neben der Fischerbastei und dem Regierungssitz locken dort die berühmte Konditorei Ruszwurm und romatische Gäßchen. Angeboten wird auch ein Rundgang im Millenáris Park beim ehemaligen Moszkva-Platz (heute: Széll-Kálmán-Platz). Bei einem Besuch des Bauhaus-Architektur-Kulturzentrums erfahren wir alles über die Architekturgeschichte der Stadt, die erst nach dem Ausgleich von 1867 zur repräsentativen Hauptstadt ausgebaut wurde.

Am Nachmittag begeben wir uns ganz nach unten: sozial gesehen. Der Verein „Die Stadt ist für alle da“ kümmert sich um Obdachlose, von denen jeden Winter viele in den Parks von Budapest erfrieren. Zum Abendessen treffen wir uns mit dem Übersetzer Clemens Prinz, der in der Internet-Oppositionsbewegung „Eine Million Stimmen für die Pressefreiheit“ aktiv ist.

Beim "Donauschwaben"-Winzer József Bock in Villány an der ungarischen Weinstraße werden wir das Abendessen mit einer Weinprobe verbinden. Bild: Ralf Leonhard

5. Tag (Dienstag) Budapest – Pécs

Vormittag zur freien Verfügung. Mittagsgeht es mit dem Bus in die südungarische Stadt Pécs, europäische Kulturhauptstadt 2010. Die Universitätsstadt genießt als Tor zum Balkan eine fast mediterrane Atmosphäre. Vor dem Einchecken im Hotel erkunden wir das Zsolnay Viertel, ein Prachtstück des Jugendstils.

Anschließend fahren wir in den ehemals donauschwäbischen Ort Villány an der ungarischen Weinstraße. Auch das Bordeaux des Ostens genannt. Denn hier sind einige der hervorragendsten Winzer Ungarns tätig. Eine Weinprobe mit Abendessen gibt es im Keller des deutschen Weinbauern Josef Bock.

Übernachtung in einem Jugendstil-Hotel in Pécs.

6. Tag (Mittwoch) Pécs – Wien 

Vormittags steht es allen frei, sich einer Altstadtführung anzuschließen, oder Pécs auf eigene Faust zu erkunden. Das UNESCO-Weltkulturerbe der frühchristlichen Mausoleen aus dem 4. Jahrhundert ist außerhalb von Italien als Gräberstadt einzigartig. Die Grabkammern wurden zum Teil mit biblischen Szenen bemalt und sind inzwischen gut für Besucher erschlossen. 

Dekor im Jugendstil-Hotel Palatinus in Pécs. Bild: Archiv

Am frühen Nachmittag fahren wir nach Wien, wo wir nach etwa fünf Stunden ankommen. 

7. Tag (Donnerstag) – Wien

Zunächst verschafft ein Spaziergang durch die Innenstadt die notwendige Orientierung und macht neugierig auf mögliche Besuchsziele für die Freizeit. Anschließend steht ein Treffen mit einem Politiker der Grünen auf dem Programm.

Die Grünen regieren Wien seit 2010 in Koalition mit der SPÖ. Schon aus der Opposition hatten die Grünen Konzepte für eine nachhaltige Stadt entwickelt, die jetzt verstärkt umgesetzt werden sollen. Ein Vororttermin in einem Stadtentwicklungsprojekt ist vorgesehen. Die Seestadt Aspern jenseits der Donau war einst Schauplatz einer Niederlage Napoleons.

Nach dem Wien der Zukunft geht es 90 Jahre zurück in das „Rote Wien“. Emblematisch dafür ist der Karl-Marx-Hof am Rande des Großbürgerbezirks Döbling, der mit allen Funktionen ausgestattet wurde, die für Familien mit geringem Einkommen den Lebensstandard verbesserten: Waschküche, Spielplatz, Kinderkrippe, Bibliothek. Der Bürgerkrieg 1934 beendete den ideologischen Konkurrenzkampf zugunsten der Austrofaschisten, die das Land wenige Jahre später an Hitlers Deutsches Reich auslieferten.

Wien: der Karl-Marx-Hof war eine (sozialdemokratische) Mustersiedlung des sozialen Wohnungsbau nach dem 1. Weltkrieg. Bild: Ralf Leonhard

Wenige Stationen mit der Straßenbahn bringen uns in den Außenbezirk Nußdorf, wo wir beim Heurigen einkehren.

8. Tag (Freitag) – Wien

Nach dem Frühstück erwartet uns ein Vortrag im Vorwärtshaus, wo die Geschichte des Roten Wien dokumentiert wird. Am Nachmittag erfahren wir im Architekturzentrum Wien alles über den sozialistischen Wohnungsbau. In der Zwischenkriegszeit wurden Sozialbauten nach funktionellen und ästhetischen Kriterien gebaut, die zusammen mit öffentlichen Bibliotheken, Arbeitersportvereinen und Volkshochschulen eine proletarische Kultur schufen, die in scharfem Gegensatz zum katholisch-konservativen Weltbild der Bundesregierung stand.

Zum Abendessen wird wieder ein spannender Gast eingeladen.

9. Tag (Samstag) – Wien

Vormittag zur freien Verfügung. Einige der renommiertesten Museen der Welt (Kunsthistorisches Museum, Albertina, Belvedere, Leopold Museum, …) rechtfertigen auch einen zweiten Besuch für alle, die Wien schon kennen.

Die "Wiener Sezession" wurde 1898 als Ausstellungsort für moderne Kunst und in Abgrenzung zum alten akademischen Kulturbetrieb erbaut, ein markantes Beispiel für den Wiener Jugenstil. Bild: Archiv

Dann erwartet man uns im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Die Zeit des Austrofaschismus, Österreichs Rolle im Dritten Reich aber auch rechtsextreme Bewegungen und Tendenzen heute sind dort Gegenstand von Forschung und Aufarbeitung. Insbesondere die Nahbeziehungen der FPÖ zur rechtsextremen Szene werden dort beobachtet.

10. Tag (Sonntag) - Wien

Nach dem Frühstück erörtern wir zusammen die Erlebnisse der vergangenen Tage. Die Abreise erfolgt individuell.

Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich. (Stand: 27.11.2013)