Kommentar Schwimmbad Wilhelmsburg: Angst vor Veränderung

Wilhelmsburg bekommt ein schickes neues Schwimmbad - und die Leute beklagen sich, dass sie ein halbes Jahr ohne Bad auskommen müssen. Das kann man undankbar finden.

Wilhelmsburg bekommt ein schickes neues Schwimmbad – und die Leute beklagen sich, dass sie ein halbes Jahr ohne Bad auskommen müssen. Das kann man undankbar finden.

Jahrzehntelang war die Klage zu hören, der Stadtteil werde vernachlässigt und als Hafen- und Industrie-Appendix kaum wahrgenommen. Nach spektakulären Gewalttaten und Berichten über Hochhausbewohner, die ihren Müll aus dem Fenster warfen, änderte sich zumindest Letzteres. Dafür hieß es, die Presse stigmatisiere den Stadtteil. Noch vor ein paar Jahren sagten Jugendliche, sie hätten schlechte Chancen auf eine Lehrstelle, bloß weil sie aus Wilhelmsburg kämen.

Senat und Bürgerschaft reagierten: Sie haben Hunderte von Millionen Euro investiert, den Sprung über die Elbe propagiert und Wilhelmsburg zum Labor für eine bessere Zukunft erklärt. Jetzt soll das auch wieder falsch sein, weil Wilhelmsburg ja gentrifiziert werden könnte. Außerdem wird gebaut. Manche stört der Lärm der Laster, andere kriegen feuchte Augen, sobald ein Bäumchen fällt.

In all dem fließt eine Heidenangst vor Veränderung zusammen mit dem Unwillen, auch nur vorübergehende Belastungen zu ertragen. Sollen wir das Bauen einstellen? Lieber alles so lassen wie es ist, weil die 70er so schick und zugleich heimelig waren? Bitte nicht.

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