Die Fonds bestreiken die Banken

Ein Viertel aller Börsengänge von Firmen wurde 2001 abgesagt. Großinvestoren halten ihr Geld zusammen

BERLIN taz ■ Lignum ist ein solides Unternehmen mit guten Aussichten, stellt Maschinen für den Möbelbau her, verkauft sie auf allen Kontinenten – keine besonders risikoreiche Geldanlage. Hinter der Firma aus dem süddeutschen Ort Schopfloch steht mit der Deutschen Bank eines der größten Geldinstitute weltweit. Und trotzdem ging die Sache daneben. Gestern sagte Lignum seinen Börsengang ab, den die Deutsche Bank organisiert hatte.

Für das Scheitern des Börsengangs ist die Deutsche Bank verantwortlich – mittelbar. Die DWS, die Investment- und Fondstochter der Bank, war nicht gerade erpicht darauf, die neuen Lignum-Aktien zu kaufen. Der angepeilte Preis von 12 bis 15 Euro pro neuer Aktie „war dem Markt einfach zu teuer“, sagt DWS-Sprecher Thomas Richter. Die großen Fonds halten sich momentan beim Kauf neuer Aktien extrem zurück, weil sie fürchten, der Wert könnte schnell unter den Ausgabepreis sacken und ihnen einen Verlust bescheren.

Während in diesem Jahr knapp 20 Firmen erstmals Aktien an deutschen Börsen verkauft haben, sagten mindestens sieben Gesellschaften den geplanten Börsengang ab, darunter die Restaurant-Kette Nordsee und der Gerling-Konzern. Eine Rückzugsquote von 25 Prozent wurde im vergangenen Jahr nicht annähernd erreicht.

Das Scheitern vieler Börsengänge spiegelt die abgesackte Konjunktur und den Pessimismus der Aktienkäufer wider. Michael Bednar, der für die Bank UBS Warburg Börsengänge organisiert, weiß: „So schlecht wie jetzt war der Markt lange nicht mehr.“

„Beinahe kann man einen Käuferstreik konstatieren“, ereiferte sich gestern Lignum-Vorstand Klaus Bukenberger. Vertreter großer Aktienfonds bestätigen durch die Blume. „Wir sind sehr vorsichtig und prüfen viel gründlicher als voriges Jahr“, heißt es bei DIT, der Fondstochter der Dresdner Bank.

Angesichts flächendeckend lahmender Aktienkurse versuchen die Fonds, im Vorfeld der Neuemission von Aktien den Preis zu drücken. Die Firmen auf der anderen Seite wollen ihre neuen Anteile nicht für einen Apfel und ein Ei hergeben. Man kommt nicht zueinander.

Freilich verweist DWS-Sprecher Richter auf die geglückten Emissionen wie die der Deutschen Börse und der Frankfurter Flughafen-Gesellschaft. Und legt Wert auf die Feststellung, dass nicht das Unternehmen Lignum schlecht sei, sondern die Marktsituation. HANNES KOCH