Deutschlandliebe im Dutzend

Fragen nach Macht, Schill und den Herzen der Menschen: Rechte Deutsche Aufbau-Organisation gründet Hamburger Ableger  ■ Von Sven-Michael Veit

„Bin ich hier richtig bei Ali Baba und den 50 Neonazis?“, fragt der Mittfünfziger. „Wer sind Sie denn?“, fragt jemand zurück. „Päschke mein Name. Ich bin Revanchist, Revisionist und Raucher.“ Wo er Platz nehmen dürfe? „Revanchisten und Revisionisten dürfen überall sitzen, Raucher da hinten“.

Donnerstag Abend ausgerechnet in einem türkischen Restaurant im Univiertel: Die Deutsche Aufbau-Organisation (DAO) versucht in Hamburg Fuß zu fassen. „Wir müssen uns der Frage nach der Macht stellen“, gibt Sitzungsleiter Carsten Stock den elf Männern und einer Frau die Richtung vor, nachdem er sie „im Namen und Auftrag von Dr. Mechtersheimer herzlich hier zu begrüßen die Ehre“ hatte.

Alfred Mechtersheimer, der in den 80ern als Friedensforscher galt und deshalb kurzfristig für die Grünen in den Bundestag durfte, bastelt von seinem Domizil im bayrischen Starnberg aus seit gut drei Jahren am Aufbau der DAO als „neuer patriotischer Kraft in Deutschland“. Bei der ersten bundesweiten Konferenz Anfang Juni im hessischen Fulda schickte Jörg Haiders Freiheitliche Partei Österreichs einen Vertreter, der ehemalige Führer der Republikaner (Rep), Franz Schönhuber, ein Grußwort.

Im Sprecherrat der DAO sitzen seitdem neben Mechtersheimer der schleswig-holsteinische Blut-und-Boden-Landwirt Baldur Springmann, einstmals Mitbegründer der Grünen und auch am Donnerstag beim Treffen der „Hamburger DAO-Zelle“ anwesend, und der Hamburger Harald Neubauer. Der Chefideologe der Neuen Rechten, der eine bewegte Karriere in der NPD, bei den Reps sowie als Redakteur der National-Zeitung von DVU-Chef Gerhard Frey hinter sich hat, ist der Propaganda-Leiter dieser „Sammlungsbewegung aller nationalen und freiheitlichen Kräfte“ rechts von der CDU.

Mit dem „laschen Schmusekurs“ des Rep-Bundesvorsitzenden Rolf Schlierer sei „kein Staat zu machen“, befindet das Dutzend Nationalgesinnter. Für die CDU haben sie nur Spott übrig: „Die erfindet die Leitkultur, und dann kann sie das nicht ausfüllen.“ Die sei ja nicht bereit, „die Negerdealer loszuwerden und die ganzen Asylanten“, und „das mit den faulen Arbeitslosen ändert die auch nicht“.

Dabei würden doch „80 bis 90 Prozent der Deutschen nur warten auf jemanden, der Antworten hat“, glaubt Hans Fiedler zu wissen, Hamburger Landesvorsitzender der Republikaner. Um die „aufzuwecken“, da herrscht Konsens, „müssen wir die Herzen der Menschen erreichen“. So wie der Schill, sagt einer, „der macht das richtig“. Ob es schon Kontakte zu dem Herrn gebe? Nein, sagt Ex-Republikaner Stock, das sei „im Moment“ nicht sinnvoll. „Die Strategie von Dr. Mechtersheimer“ sei, erläutert er, „erst die Stimmung, das Grundgefühl“ zu erzeugen, die Gründung einer Partei „als parlamentarischer Arm“ könne danach auf dieser Basis erfolgen: „Bei der Parteiverdrossenheit bringt das jetzt nichts, das geht nur als zweiter Schritt.“

Zunächst brauche man „einen positiven Begriff, der rüberbringt, was wir wollen“. Ob es da schon Ideen gebe? „Deutschlandliebe“, sagt Stock, „Deutschlandliebe“, das sei klar und positiv und leicht verständlich. Man überlege, ob man nicht im Dezember in Hamburg „eine erste öffentliche Aktion macht, eine Demo, und Baldur Springmann spricht da über „Deutschlandliebe“. Das könne ein starker Anfang sein. Alle nicken.

Der türkische Kellner bringt neue Getränke und räumt die Teller ab. „Hat es Ihnen geschmeckt?“. Naja, schon, sagt Fiedler, „bis auf diese laschen Dinger da“. Die Kichererbsen? „Egal, wie die heißen. Wir Deutschen lieben es gern deftiger.“