Teebeutel und Küchenabfälle ab in die Biotonne

■ Die Stadtreinigung will flächendeckend die braune Biomülltonne in den Innenstadtbezirken einführen. Trotz grundsätzlicher Zustimmung bei den Berlinern bislang wenig Sammelinteresse

Die Gummibärchentüte kommt in die gelbe Tonne, die alte Zeitung in die blaue, leere Marmeladengläser in den Glascontainer. Das Häufchen Restmüll wird immer kleiner, denn die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) statten nun auch alle Innenstadtbezirke mit der braunen Tonne für Biomüll aus. Wer noch keine hat, den versorgt die BSR bis Anfang 1999 mit einem Tönnchen, in das dann Bananenschalen, Teebeutel und sonstiger organischer Müll wandern soll.

Eine bundesweite „Technische Anleitung zum Siedlungsabfall“ schreibt dem Land Berlin vor, daß ab Juli 1999 nur noch Abfälle mit einem geringen Anteil an organischem Müll auf die Mülldeponien nach Brandenburg dürfen. Das heißt, die BSR muß dafür sorgen, daß Küchenabfälle und anderes organisches Material möglichst weitgehend aus dem Restmüll verschwinden. Ende nächsten Jahres soll dann die Kompostanlage in Pankow-Lindenhof in Betrieb genommen werden. Dort wird aus dem Teebeutel und der Orangenschale dann Komposterde oder Biogas. Gelingt es nicht, die Restmüllberge zu verringern, müßte eine neue Müllverbrennungsanlage gebaut werden. Diese wäre aber teurer als eine Kompostierungsanlage.

Obwohl die Berliner, nach einer Umfrage der BSR im Dezember letzten Jahres, dem Sammeln von organischem Müll überaus positiv gegenüberstehen, drücken sie sich dann doch, wenn es ans konkrete Sammeln von Kaffeesatz und Gemüseabfällen geht. Dabei ließ sich die Sammelleidenschaft der Berliner in einem 1990/91 durchgeführten Modellversuch gut an. Dort sammelten Haushalte in Zehlendorf, Neukölln und Lichterfelde im Schnitt 25 Kilogramm pro Jahr und Einwohner. Die BSR war begeistert und begann 1996 die kleine braune Tonne in dicht bevölkerte Berliner Bezirke einzuführen. Knapp 150 Mark pro Vierteljahr kostet es, eine braune 120-Liter- Tonne durch die BSR leeren zu lassen. Bisher haben 675.000 Haushalte die Möglichkeit zur „Biogut“-Sammlung.

Die angeschlossenen Haushalte sammelten allerdings im letzten Jahr nur 18 Kilogramm Biomüll pro Einwohner – sieben Kilo weniger als im Modellversuch. Als Hauptgründe, selbst dann nicht den Biomüll von gewöhnlichen Abfällen zu trennen, wenn das Tönnchen vor der Tür steht, geben die Befragten an, es sei Ihnen zu umständlich, sie hätten zuwenig organische Abfälle, und/oder der Biomüll stinke.

Die BSR setzt nun zum Aufklärungsangriff gegen Sammelmuffel an: Wer eine neue Tonne bekommt, bei dem klingelt 14 Tage vorher ein „Biogut-Berater“ an der Tür, der erzählt, was alles in die Tonne muß. „Jeder schält mal 'ne Kartoffel“, meint Bernd Müller, Pressesprecher der BSR. Aber es müßten auch Eierschalen und der welke Blumenstrauß als Biogut entsorgt werden.

Um das Geruchsproblem zu beseitigen, setzt die BSR auf kombinierte „Sammel-Wasch-Fahrzeuge“. In diese Müll-Laster ist eine Art Dusche integriert, die die goßen braunen Tonnen im Hof auswäscht. Das erste Waschfahrzeug fährt seit März durch die Bezirke. Zwei weitere Fahrzeuge werden laut BSR „in der Saison der Geruchsentstehung“ für Abhilfe sorgen.

Zusätzlich will die BSR die Bevölkerung mit Werbeanzeigen und Infomobilen auf Straßenfesten in Sachen brauner Tonne mobilisieren. Als ersten Erfolg wertet die BSR, daß die Berliner im ersten Quartal dieses Jahres im Schnitt immerhin schon zwei Kilogramm mehr Biomüll sammelten als im letztem Jahr.

Kirsten Küppers