Welcome to no future

■ Für immer Pogo: Fred Cole's Dead Moon & Animal 5 spielten im Wehrschloß zum Tanz

Fred Cole fragt man nicht nach seinem Alter. Nach über 25 Jahren mit Bands wie den Weeds oder Lollipop Shopee und Musikern wie Sky Saxon auf der Bühne spielt der Mann mit der fisteligen Stimme und der krummen Gitarre schon wieder einige Zeit mit seiner Frau und Bassistin Toody und Drummer Andrew bei Dead Moon. Alkohol und gefahrene Meilen werden auf der Bühne ausgeschwitzt als wäre Rock'n'Roll nicht bereits Tausende von Toden gestorben.

Fred Cole's hohes Organ ist heiserer und das Zusammenspiel ist präziser geworden, aber die Hitze im Wehrschloß schien der Band am Sonntag weniger auszumachen als dem dicht gedrängten Publikum. Zweimal wurde der Set für Luft- und Getränkenachschub unterbrochen; und Drummer Andrew fiel zwischendurch vom Stuhl und krähte Sachen wie „I love you all“ins Mikro; und die Angesprochenen – greise Rockfans in engen Leopardenjeans und jugendliche Pfandgeldsammler – tanzten munter Schunkelpogo bis der Dampf die Fliegen von den Decken fallen ließ.

Zuvor gab es ein Wiedersehen mit Animal 5 aus Wilhelmshaven, der alten Formation von Lutz Lowlander, die jetzt durch den Gitarristen von Something Weird verstärkt wird. Junge Bands wie die Moorat Fingers, The Sods oder die Trash Monkeys verleihen dem altertümlichen Prä-Punk-Sound wieder Aufwind. Im Gegensatz zu Bad Religion & Co werden richtig schmutzige Gitarren niemals werbekompatibel sein. Der alte Fred Cole, der schräge Gitarren genauso schätzt wie kernigen Country, steht Pate für den Independent-Gedanken eines internationalen Netzwerkes.

Das nach Bremen reicht: Die Lowlander, Bremens beliebteste Band mit Schottenröcken, verbrachte den Abend im Hof und feierte die Haftentlassung von Bassist Boris, der nach einer spektakulären Show vor einer Woche in Berlin verhaftet worden war. Spontan wurde für Mittwoch ein Konzert in der Stammkneipe angesetzt, und Fred Cole konnte sich später die Hände reiben, als er davon hörte. Denn der stürzte nach dem Konzert in den Hof, um mitzufeiern.

Stefan Ernsting