Mordserie in Moskau geht weiter: Schüsse auf Politiker aus Grosny

Ein Unbekannter lauert Gilani Schepijew, dem Exvizebürgermeister von Grosny, vor dessen Wohnung auf und streckt ihn mit drei Kugeln nieder. Die Behörden vermuten einen Auftragsmord.

Das kriegszerstörte Grosy. Dort übte Gilani Schepijew zwei Jahre lang das Amt des Vizebürgermeisters aus. Bild: dpa

BERLIN taz Erneut ist in Moskau ein tschetschenischer Politiker erschossen worden. In der Nacht zum Donnerstag wurde der 36-jährige Gilani Schepijew, von 2004 bis 2006 stellvertretender Bürgermeister von Grosny, erschossen. Der Mord mit einer schallgedämpften Pistole sei ganz offensichtlich ein Auftragsmord, der im Zusammenhang mit der früheren Tätigkeit von Schepijew als stellvertretender Bürgermeister von Grosny stehe, so die Ermittlungsbehörden. Es werde jedoch in alle Richtungen ermittelt. Der Täter, der Schepijew vor dessen Hauseingang aufgelauert hatte, streckte diesen mit drei Schüssen nieder. Sofort nach der Tat stieg der Mörder in einen wartenden Wagen und entkam unerkannt.

Bereits im Juli 2006 war Schepijew nur knapp einem Anschlag entronnen, als sein Wagen mitten in Grosny von Maschinengewehrfeuer angegriffen worden war. Schwer verletzt zog Schepijew wenig später nach Moskau, in der Hoffnung auf ein sicheres Leben in der Hauptstadt.

Schepijew war zwischen 2004 und 2006 in Grosny für die Sicherheitskräfte zuständig und hatte dem Menschenrechtskomitee des Stadtrates von Grosny vorgestanden. Zahlreiche Bewohner hatten sich an das Komitee gewandt und dieses um Hilfe bei der Suche nach entführten Angehörigen gebeten.

Das Attentat auf Schepijew fügt sich in eine Reihe von Morden an Personen, die den Machthabern Tschetscheniens ein Dorn im Auge sind. Im September hatte ein Auftragskiller in Moskau Ruslan Jamadaew, einen Widersacher des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, niedergestreckt. Im Januar wurde in Wien der Tschetschene Umar Israilow ermordet. Er hatte in Interviews von Folter unter Kadyrow berichtet und wegen Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg geklagt.

Wenige Tage später wurde der Anwalt Stanislaw Markelow auf offener Straße in Moskau erschossen. Als einer der wenigen Moskauer Anwälte hatte sich Markelow bei der Wahrnehmung seines Mandats für seine tschetschenischen Klienten nie gescheut, direkt nach Tschetschenien zu fahren.

Nur 30 Minuten vor dem Mord an Schepijew war ein weiterer Kaukasier in Moskau einem Auftragsmord zum Opfer gefallen. Der georgische Geschäftsmann Kacha Kalandarischwili war um Mitternacht mit einem gezielten Kopfschuss getötet worden, als er seinen Hund ausgeführt hatte.

BERNHARD CLASEN

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