BARBARA BOLLWAHN LEUCHTEN DER MENSCHHEIT
: Aktionen an besonderen Daten

Der Mauerfall jährt sich dieses Jahr zum 25. Mal. Eine gute Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit auf bisher kaum untersuchte Aspekte der deutsch-deutschen Teilung zu lenken. So einen Aspekt beleuchtet das Buch „Mauerkrieger“ (Ch. Links Verlag, 2014) von Ole Giec, 1967 in Leipzig geboren und 1989 über Budapest in den Westen geflohen, und Frank Willmann, 1963 in Weimar geboren und 1986 nach Westberlin ausgereist. Erzählt werden Aktionen gegen die Mauer – verübt von der Westseite aus und von ausgereisten DDR-Bürgern.

Es ist die Geschichte von sechs Jugendlichen aus Halle, die auf Punkmusik standen und immer wieder mit dem Staat in Konflikt gerieten. 1986 reiste der Erste von ihnen aus, die anderen folgen drei Jahre später. Als 1989 immer mehr Menschen die DDR verließen, blieb es im Westen ruhig und genau das wollten sie, die sich bewusst waren, dass ihr Leben in der Westberliner Subkultur auch durch die Mauer möglich war, nicht hinnehmen.

Sie wollten „das aufkeimende Aufbegehren durch spektakuläre Angriffe auf die Mauer unterstützen“. Am 17. Juni 1989 warfen sie Molotowcocktails, die den Grenzzaun jedoch verfehlten, und zerschnitten mit einem Bolzenschneider ein Stück verzinkten Streckmetallzaun, der die Grenze sicherte. Am 13. August 1989 warfen sie Brandsätze auf einen Wachturm der Grenztruppen. Wenige Tage nach dem 7. Oktober 1989, an dem die Staatsführung im Osten den 40. Jahrestag der Gründung der DDR beging, befestigten die „Mauerkrieger“ auf einer Beobachtungsplattform ein Transparent, „Freiheit und Demokratie für die DDR“. Einen Monat später fiel die Mauer.

Einer der „Mauerkrieger“ nennt es „abartig“, was ihm und seinen Freunden damals aufgezwungen wurde. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer hat er ein ganz anderes Problem: „Mein Sohn versteht das nicht so richtig.“ Das Buch „Mauerkrieger“ erklärt diesen vermeintlichen Widerspruch ganz wunderbar.

Die Autorin ist Schriftstellerin und schreibt für die taz