Wirtschaftskrise trifft Schiffbau schwer: Rüstung soll Werften retten

Beschäftigte der Werften und Zulieferbetriebe kämpfen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Die Bundesregierung will mit einem Rüstungsauftrag retten helfen.

Arbeitsplätze sind in Gefahr. Rüstung soll's richten. Bild: dpa

Hamburg taz | Mit einem Rettungsboot will die IG Metall in Bremerhaven demonstrieren, dass es fünf vor zwölf für den Erhalt der Arbeitsplätze im Schiffbau ist. Mehrere tausend Beschäftigte der norddeutschen Werften und Zulieferer werden am 10. und 11. September 2009 für den Erhalt ihrer Jobs auf die Straße gehen.

Die Weltwirtschaftskrise hat den Schiffbau besonders tief getroffen. Nicht allein der Schiffbauverband VSM sieht nun "eine Schlüsselindustrie in Gefahr", auch Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sorgt sich um „eine der wichtigsten Zukunftsbranchen". Die wird allerdings nicht allein von der Krise bedroht, sondern auch von der Niedriglohn-Konkurrenz in Asien und deren Subventionspraxis: China investiert weiter großzügig in seine strategische Industrie, und Südkorea hat einen Staatsfonds mit 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt, um den heimischen Werften Schiffe abzukaufen.

Doch hat auch Deutschland seine Schiffbauer an Nord- und Ostsee seit 1990 mit einer Milliardensumme gefördert, und aktuell laufen allein drei Staatsprogramme mit einem Volumen von über 170 Millionen Euro, um Innovationen in der Hightech-Branche zu fördern. Dagmar Wöhrl, bayerische Maritime Koordinatorin der Bundesregierung, versprach zudem kürzlich in Berlin, Marineaufträge vorzuziehen, um die Zeit bis 2014 und dem Baubeginn der neuartigen Marathon-Fregatten F125 zu überbrücken.

Darüber hinaus scheint Europa gefordert, zu fördern. Auf der zentralen IG-Metall-Kundgebung wird auch EU-Industriekommissar Günter Verheugen reden. Der deutsche Sozialdemokrat gilt seit längerem als Kenner des Schiffbaus und billigt ihm eine strategische Bedeutung auch für die europäische Industrie zu.

Anlass für die klassenkämpferischen Proteste ist das regelmäßige "LeaderShip"-Treffen, bei dem die Chefs der großen europäischen Werften, die europäischen Wirtschaftsminister und Gewerkschaften mit EU-Vizepräsident Verheugen in Bremerhaven zusammenkommen. Verheugen hat angekündigt, "neue Prioritäten" zu setzen. Nach dem Willen der IG Metall müssen Schiffbau und Schifffahrt umweltgerechter werden. Dazu soll die Europäische Union beispielsweise Förderprogramme zur Abwrackung oder Umrüstung alter Schiffe auflegen.

Zudem ist die Werftindustrie in Europa zersplittert. Seit der maritim orientierte Kanzler Gerhard Schröder die Thyssen-Krupp-Werften um Blohm + Voss zu neuer Eigenstämdigkeit verhalf, geistert die Idee eines europäischen Werftkonzerns nach dem Vorbild von EADS/Airbus durch den maritimen Komplex.

"Es geht um uns und unsere Arbeitsplätze und die Zukunft der Standorte", bleibt Jutta Blankau bodenständig. Blankau ist Bezirksleiterin der IG Metall. Geplant sind Aktionen unter anderem auch in Rostock und Stralsund, Bremen und Kiel. Zu der Demonstration mit Verheugen werden auch Werftarbeiter aus den Niederlanden, Spanien und Frankreich erwartet.

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