Islamophobie im US-Militär: Mekka und Medina zerstören

US-Offiziere lernten in einem Ausbildungskurs, wie Krieg gegen den Islam geführt werden sollte – inklusive Atombombe. Erst jetzt meldete sich ein Teilnehmer mit Bedenken.

Der Islam sei keine Religion sondern eine Ideologie, lernten US-Offiziere. Bild: reuters

BERLIN taz | Ein neuer Skandal um islamophobe Ausbildungsinhalte erschüttert die US-Armee. „Was also können wir tun?“, fragte ein Kurs für Offiziere des US-Militärs am Norfolk Virginia College. Die Antwort war „ein Modell für einen Gegendschihad“ von Oberstleutnant Matthew A. Dooley, dessen Unterrichtsmaterialien jetzt von der Onlineausgabe des US-amerikanischen Magazin Wired veröffentlicht wurden.

In fünf Phasen wird ein Krieg gegen den Islam geplant, wobei die erste Phase der „Abschreckung“ als gescheitert betrachtet und deswegen nicht weiter erläutert wird. Die verbleibenden vier Phasen gehen von einer UN-Resolution, die erklärt, was „der Islam wirklich ist“ bis zu einer militärischen Vernichtung des Islam als Weltreligion. Von der Auslöschung ganzer Städte ist die Rede, Angriffe auf die Zivilbevölkerung werden immer „wenn nötig“ erwogen. Als Beispiele dienen die Angriffe auf Hiroshima oder Dresden.

Feind der USA sei nicht nur al-Qaida, sondern die islamische Welt insgesamt. Und der Islam sei keine Religion, sondern eine Ideologie, heißt es in den Unterrichtsmaterialien. Phase drei des Modells beinhaltet Entscheidungen, die zu einer Hungersnot in Saudi-Arabien führen würden, die die Zerstörung von Mekka und Medina anordnen und die schließlich dafür sorgen sollen, dass der Islam auf eine „Sekte“ reduziert wird.

„Einige dieser Handlungen werden von vielen als ’politisch inkorrekt‘ eingestuft werden“, warnt das Unterrichtsmaterial vorsorglich. Aber die Antwort für diese Leute wird gleich mit angeboten: „Political Correctness bringt uns um.“

Der Kurs erklärt die Unterschiede zwischen „moderaten“ und „Mainstream-Muslimen“ und gibt „dekonstruktivistischen Philosophien der 1960er Jahre“ die Schuld daran, dass in den USA eine „kulturelle Bereitschaft herrsche, moralische Gleichwertigkeit in allen Angelegenheiten zu akzeptieren“. Damit werde dem Westen untersagt, sich selbst als „besser“ als die islamische Welt zu verstehen.

Gastdozenten erläuterten in Oberstleutnant Dooleys Kurs, dass Barack Obama der beste Kandidat für Osama bin Laden sei, dass al-Qaida am Sturz Mubaraks und Gaddafis beteiligt gewesen sei, dass es al-Qaidas Ziel sei, die Welt zu erobern und dass Juden- und Christenhass feste Bestandteil des Islam seien.

Mindestens ebenso erschreckend wie die Inhalte des Kurses ist aber, dass keiner der zahlreichen Teilnehmer, die den Kurs durchlaufen haben, irgendwelche Einwände gegen die Lerninhalte hatte. Erst jetzt hat sich ein Einziger gemeldet und die Dokumente Wired zur Verfügung gestellt. Wired berichtete bereits Ende April, seitdem hat das Pentagon den Kurs eingestellt. Dooley ist nach wie vor im Amt, die Ermittlungen sollen laut Pentagon bis Ende des Monats abgeschlossen sein. Laut Wired hat das Pentagon alle Befehlshaber im US-Militär aufgefordert, ihre Unterlagen nach ähnlichen antiislamischen Anleitungen zu durchforsten.

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