Nazi-Hehler: Krimineller Inländer vor Gericht

In Schwerin steht der NPD-Kader Sven Krüger vor Gericht. Gleich zum Auftakt räumt er die Hehlerei mit gestohlenem Baugerät ein - und seine Lust am Schießen.

Geständiger Angeklagter: NPD-Kader Sven Krüger wird von seinen Fußfesseln freigeschlossen. Bild: dpa

SCHWERIN taz | Im Landgericht Schwerin erschien keiner der NPD-Granden. Seit Donnerstag läuft dort gegen das von der Landesparteiführung hochgeschätze NPD-Mitglied Sven Krüger ein Verfahren wegen gewerbsmäßiger Hehlerei und unerlaubten Waffenbesitzes. Im Vorfeld der im September anstehenden Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern möchten NPD-Kader Bilder mit einem Parteimitglied in Hand- und Fußfesseln offenbar vermeiden. Dem Gericht machte es Krüger von Anfang an leicht: "Ich räum das alles ein", ließ er seinen Verteidiger erklären.

Um 9.30 Uhr beginnt das Verfahren vor der Großen Strafkammer. Kurz lächelt der stämmige 36-jährige Glatzkopf mit Rauschebart einzelnen Zuschauern zu. Zwei nicht minder stark gebaute Männer nicken knapp. Ihr Aussehen verrät nicht, ob sie zu Krügers Freundeskreis, den "Hammerskins", gehören. Diese rechten Skins tragen längst nicht mehr immer offen szenetypische Insignien.

Über eine halbe Stunde lang verliest die Staatsanwältin die Anklage. Ohne eine Miene zu verziehen, hört Krüger zu. Das Prozedere kennt der Abrissunternehmer: Von 1992 bis 1999 saß er regelmäßig in Haft - auch weil er Jugendliche und Ausländer angegriffen hatte. "Sie haben gewerbsmäßig von Dritten gestohlene Geräte und Maschinen entweder verkauft oder selbst genutzt", sagt die Staatsanwältin. Bei Ebay bot Krüger die heiße Ware an: Hämmer, Schlagbohrer, Trennschleifer und, und, und.

Bei einer Durchsuchung, Ende Januar 2011 stellte ein Sonderkommando der Polizei an Krügers Wohnort in Jamel bei Wismar und auf dem Firmengelände in Grevesmühlen aber nicht bloß Baugerät sicher. Sie fanden zudem ein Maschinengewehr, eine Pistole, ein Butterflymesser, zwei Springmesser und rund 400 Schuss Munition.

Kurz vor der Razzia und seiner Inhaftierung hatte die NPD Krüger in den Landesvorstand gewählt. Nicht ohne Grund: Für die Partei war er in den Kreistag Nordwestmecklenburg eingezogen. In seinem Unternehmen arbeiten Kameraden. In seinem Wohnort Jamel konnten rechte Freunde in Häuser von ihm einziehen.

Im April 2010 eröffnete die NPD auf dem Gelände von Krüger am Stadtrand von Grevesmühlen ein Bürgerbüro. Die Eröffnung des "Thinghaus" wurde von NPD bis Kameradschaften gefeiert. Damals lobte der NPD-Landtagsfraktionsvize Stefan Köster Krüger für sein Engagement. Denn das Gebäude erwarb er privat und baute es mit Kameraden zum Szenetreff aus.

An die 20 Szeneveranstaltungen fanden dort schon statt. Krügers Verhaftung änderte daran nichts. Sein Kreistagsmandat trat Krüger allerdings an die Partei ab. Der NPD will er nicht schaden. Zwar kam kein Partei-Kader zur Verhandlung, aber Solidaritätsbekundungen aus der Szene hat er dennoch erfahren: Im Internet kursieren Spendenaufrufe zugunsten von Krüger.

Vor Gericht ist Krüger überwiegend geständig. Die Schusswaffen will er allerdings von seinem Vater geerbt haben. Er räumt aber ein: "Ja, mir ist bekannt, dass der Besitz verboten ist." Die viele Munition, erklärt er, habe er von erlaubten Schießständen. "Ich schieß halt gern", sagte er. Krügers Geständnis dürfte das ursprünglich auf sechs Verhandlungstage angesetzte Verfahren verkürzen: Das Anhören von fast 40 Zeugen kann das Gericht sich sparen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.