Ausstellung von Rolf Heißler: Dogmatismus als Überlebensstrategie

Das ehemalige RAF-Mitglied Rolf Heißler war 22 Jahre in Haft. Eine Ausstellung zeigt seine persönlichen Habseligkeiten, die während dieser Zeit beschlagnahmt wurden.

Rolf Heißler: "Erschreckend die eigene Verbortheit". Bild: dpa

Es ist Sonntagabend, im Berliner Bezirk Lichtenberg spricht das frühere Mitglied der Roten Armee Fraktion Rolf Heißler in der Galerie After the Butcher, einer früheren Metzgerei. Anlass ist die Ausstellung "Beschlagnahmt", in der von getrockneten Ringelblumen über Postkarten bis zu Wollsocken Gegenstände und Schriftstücke gezeigt werden, die von den Anstaltsleitungen in der Zeit der 22-jährigen Haft des heute 59-jährigen Heißler beschlagnahmt wurden.

Als "Hardliner", als den ihn die deutschen Sicherheitsbehörden bis zum offiziellen Ende der RAF immer wieder hingestellt haben, wirkt Rolf Heißler, wegen Mitgliedschaft in der RAF und zweifachen Polizistenmord verurteilt, mit seiner roten Schottenmütze wirklich nicht. Und auch wenn er während der Veranstaltung der Version vom kollektiven Selbstmord der Gefangenen in Stuttgart-Stammheim entgegentritt: Zurück zu Tagen das antiimperialistischen Kampfes will der im Oktober 2001 aus der JVA Bruchsal entlassene Gefangene ausdrücklich nicht. Heißlers Aussagen sind eher eine Rechtfertigung der eigenen Biografie, die 1968 mit der Militanten Truppe Tupamaros München begann. Ein Schlüsselsatz dürfte Heißlers Antwort auf die Frage einer Besucherin sein, wie man denn "klar im Kopf bleibt" bei so langer Haft. Heißler: indem "du weißt, weshalb du eingefahren bist". "Dogmatismus", sagt er an anderer Stelle, "ist Teil der Überlebensstrategie im Knast". Erschreckend die eigene Verbortheit, die er in einigen seiner damaligen Briefe aus dem Knast lese.

Dass Rolf Heißler Anfang September vom notorischen RAF-Plauderer Peter-Jürgen Boock beschuldigt wurde, gemeinsam mit dem RAF-Mitglied Stefan Wiesniewski den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer getötet zu haben, ist an diesem Abend nur am Rande Thema, wohl aber die Entführung als solche, bei der die vier Begleiter Schleyers ermordet wurden. Aus damaliger Sicht, sagt Heißler, sei das wohl "letztlich eine militärische Aktion" gewesen, um an den Mann heranzukommen. Im Nachhinein müsse man aber sehen, dass "durch die Toten am Anfang" der Erfolg der Aktion bereits von Anfang an infrage gestellt worden war. Die Aktion als solche stellt er nicht infrage.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.