GALERIE TANJA WAGNER
: Was ist dran am nackten Mann?

Es hatte bestimmt auch mit dem Ausstellungstitel zu tun, dass die Galerie von Tanja Wagner am Eröffnungsabend von Frauen nur so überquoll: „Male Nudes – Female Desires“. Doch die vier an der Gruppenschau beteiligten Künstlerinnen, alle Anfang dreißig, befriedigen weniger einen voyeuristischen Blick auf den nackten Mann als einen analytischen Blick – auf den Blick. Wie aber manifestiert sich begehrendes Sehen? Paula Winkler überraschte sexinteressierte Männer, die sie auf Internetplattformen kontaktierte und dann in einem Hotel traf, mit dem Wunsch, sie in ihrer sexuell codierten Rolle zu fotografieren – ein Wunsch, der ihr von einigen Modellen mit unverhohlenem Stolz erfüllt wurde. Jen Davis inszenierte sich selbst in intimen Situationen, taxiert in den Fotos aber vor allem den Betrachter. Per Projektion nähert sich Nina Hoffmann antiken Skulpturen in mehrdeutiger Absicht, als hoffe sie auf einen Pygmalion-Effekt. Lina Scheynius breitet in einer umfangreichen Fotowand Ausschnitte aus der Zeit mit Gerard, ihrem Lebensabschnittsgefährten, vor uns aus: Die sentimentale Dokumentation einer Liebe, die in der Realität längst vergangen ist, wirkt in der fotografischen Rückschau immer noch höchst lebendig. WOE

■ bis 2. März, Mi–Sa 11–18 Uhr, Pohlstr. 64