Die Kunst der Reduktion

Minimal Die israelische Musikerin Ofrin hat ihren neuen Sound gefunden und stellt ihn in Berlin vor

Seit zehn Jahren ist die aus Israel stammende Künstlerin in der Berliner Musikszene unterwegs

Unlängst erzählte Ofrin in einem Interview, ihr neues Album „Ore“ sei Ausdruck ihrer Suche nach inneren Grenzen: Leicht ist es schließlich nie, die Balance zwischen Durchlässigkeit und Abgrenzung hinzukriegen. Bei der Arbeit an den Songs habe sie sich neben der Frage, was die Welt zusammenhält, vor allem mit dem Punkt beschäftigt, an dem man merkt: Schluss mit dem Quatsch! Dem eigenen Seelenfrieden zuliebe. Ofrin hat offenbar ihren Bullshit-Detektor ausgefahren, und das findet in ihrer Musik Resonanz: Hier ein dräuendes Klackern, da ein Grundrauschen, das einen ansaugt und zugleich auf Abstand hält.

Seit zehn Jahren ist die aus Israel stammende Künstlerin in der Berliner Musikszene unterwegs – und darüber hinaus. 2014 etwa begleitete sie Bestsellerautor Frank Schätzing auf dessen Lesereise zum Nahost-Thriller „Breaking News“.

Bei den Vorgänger-Alben „Rust & Velvet“ (2005) und „On Shore Remain“ (2008) verbarg sich hinter dem Namen Ofrin noch ein Duo. Oded K hieß ihr Partner, privat wie musikalisch. Mit dem machte sie Jazz-angehauchten elektronischen Pop mit schönem Gesang, der oft nach Lounge klang: nett, aber auch konventionell. Seit dem vorletzten Album „The Bringer“ ist sie alleine unterwegs – offenbar mit Gewinn. In kreativer Hinsicht scheint ihr die Trennung einen Schub gegeben zu haben.

Ofrin ist experimentierfreudiger geworden. Mittlerweile ist sie beim Elektroniklabel Shitkatapult gelandet, „Ore“ wurde von Labelchef Marco Haas, besser bekannt als T.Raumschmiere, produziert. War auf ihrem Solodebüt Ethnosound prominent – sie erzählte seinerzeit, „The Bringer“ sei „so etwas wie ein musikalischer Abdruck ihres Blutes“ mit polnischen, deutschen, tunesischen Anteilen –, hat sie auf „Ore“ die Kunst der Reduktion perfektioniert. Mit minimalistischen, aber wirkungsvollen Mitteln macht sie ihre Spannungsfelder auf. Oft schwelt eine puckernde Nervosität, gelegentlich darf man sich auf ambienthaften Flächen ausruhen. Darüber singt sie, mit oft überraschender und doch zwingender Melodieführung.

Fertig war das Album übrigens bereits vor anderthalb Jahren. In der Zwischenzeit hat sie eine Tochter bekommen. Was das mit ihr gemacht hat, wird man wohl auf dem nächsten Album hören. Bullshit wird dann vermutlich kein Thema mehr sein. Stephanie Grimm

Ofrin: „Ore“ (Shitkatapult/ Morr Music)

Live: 8.5., Roter Salon, Berlin